- Höllenmaschine
Höllenmaschine. Dieß schreckliche Wort der neuesten Geschichte ertönte von Paris aus zwei Mal durch ganz Europa und bezeichnet die Maschine zur Ausführung von zwei großen Verbrechen, die zwar ihr eigentliches Ziel verfehlten, nichts destoweniger aber vielen Menschen Tod oder Verstümmelung brachten. – Am 24. December 1800 fuhr der erste Consul der franz. Republik, Napoleon Bonaparte, Abends, 8 Uhr aus den Tuilerien zum Opernhause, um der ersten Aufführung von Haydn's Schöpfung beizuwohnen. Der Wagen hatte eben das Ende des Carousselplatzes erreicht und war in Begriff, in die Straße St. Nicaire einzubiegen, als ein kleiner einspänniger Karren den Weg sperrte. Der glücklicher Weise etwas berauschte Kutscher ließ sich, obgleich nichts Arges ahnend, doch dadurch nicht aufhalten, sondern wich durch eine gewagte Wendung dem Hinderniß aus. Kaum war er aber einige Schritte vorüber, so flog der mit Pulver, Kartätschen und Brandkugeln gefüllte Karren mit fürchterlichem Knallein die Luft. Die Straße erbebte, 46 Häuser lagen zertrümmert und 26 Personen wurden getödtet oder schwer verletzt. Der erste Consul, dessen Wagen kaum beschädigt war, setzte unverletzt seinen Weg in's Theater fort, wo ihn seine Gemahlin und das über die Schändlichkeit empörte Publikum mit Freude und Enthusiasmus empfingen. Nach langen vergeblichen Untersuchungen entdeckte und bestrafte man mehrere, bei der Ausführung des Verbrechens thätig gewesene Verschwörer, der eigentliche Urheber entging jedoch der Strafe und büßte, wie Napoleon auf St. Helena sagte, in einem Trappistenkloster freiwillig seine böse That. – Die Höllenmaschine von 1835 hatte ebenfalls den Zweck, das Oberhaupt des franz. Staats aus dem Wege zu räumen. Der König Louis Philipp ritt am 28. Juli 1835, bei Gelegenheit einer Revue über die Nationalgarde, umgeben von seinen Söhnen und einem glänzenden Gefolge durch die Straße Boulevard du temple, wo plötzlich eine schreckliche Explosion erfolgte und außer vielen Verwundeten, 23 todt in seiner Nähe niederstürzten. Man entdeckte bald, daß der Schuß aus einem obern Fenster des Café turc gefallen war, ja es fand sich in jenem Zimmer noch die aus 25 zusammengefügten Flintenläufen bestehende Maschine. Der Richter derselben, ein Corse Fieschi, ist, selbst schwer verwundet, gefangen; über die ganze Sache schwebt aber noch ein mystisches Dunkel. Wenn auch der König und seine Söhne wunderbarer Weise unverletzt geblieben sind: so hat doch Frankreich durch dieses mörderische Attentat viele seiner besten Bürger, von denen wir nur den Marschall Mortier nennen, verloren. Auch ein in der Nähe befindliches junges Mädchen wurde getödtet. Alle Opfer des Verbrechens sind am 1. August feierlich zur Erde bestattet.
S.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.