- Kaffebaum
Kaffebaum, in die Familie der Rubiaceen gehörig, hat Arabien zum Vaterlande. Der Stamm wird nur einige Zoll dick und ist mit dünnen, einander gegenüberstehenden Zweigen besetzt, von denen die untersten die längsten sind, die obern stufenweise abnehmen und dadurch dem Baume ein pyramidenartiges Ansehen geben. Er erreicht eine Höhe von 12–18 Fuß, hat immer grüne, dem Lorbeer ähnliche Blätter, aus deren Winkeln weiße, jasminartige, doldenartig stehende Blumen hervorkommen, welche einen angenehmen Geruch haben. Die Früchte gleichen den Kirschen, sind Anfangs grün, zuletzt braunroth, enthalten ein widerlich-süßes Fleisch und zwei harte Samenkerne, die auf der Seite, wo sie an einander liegen, platt und mit einer Furche bezeichnet sind. Der Baum blüht zwei Mal des Jahres, hat immer reife und unreife Früchte zugleich und trägt schon im zweiten Jahr 1 bis 2 Pfund Bohnen. Je älter der Baum, desto besser die Früchte. In gutem Boden dauert er über 20 Jahre, wird dann abgehauen, schlägt hierauf am Stocke noch ein Mal aus und bringt im dritten Jahre wieder Früchte. Auch zieht man die Bäume aus frischem Samen; sie lieben feuchte, schattige, erhabene Oerter und vermehren sich unglaublich stark. Im Freien kommen sie nur innerhalb der Wendekreise fort. Die älteste Bereitungsmethode des Kaffes ist ein Aufguß heißen Wassers auf getrocknete Früchte. Noch heutigen Tages bedienen sich die Araber häufiger des trockenen Fleisches, in dem die Bohnen liegen, als dieser selbst. So bald die Früchte reif sind, werden sie abgenommen, an der Sonne getrocknet und mit hölzernen oder steinernen Walzen überfahren, um das trockene Fleisch mit der gelblichen, die Kerne einschließenden Schale von diesen abzusondern. Hierauf werden die Kerne noch ein Mal und zwar im Schatten getrocknet, damit sie die grüne Farbe und das ölige Wesen nicht verlieren, und dann nach völliger Reinigung zum Verkauf verpackt. Den Abgang sammeln die Araber und bereiten daraus ein Getränk. Das aus den fleischigen Theilen der Früchte nennen sie café à la sultane; es wird nur von vornehmen Personen getrunken und höher als der Kernkasse geschätzt. Dem europäischen Geschmacke erscheint es jedoch fade. Das Getränk aus Bohnen, theils geröstet und gestoßen, theils ungeröstet mit kochendem Wasser überschüttet (eine Erfindung der letztern Jahrhunderte) findet aber auch bei ihnen seine Liebhaber. Die Araber trinken übrigens allen Kasse, er sei bereitet wie er wolle, ohne Milch und Zucker. Zu Anfang des 10. Jahrhunderts erwähnen die arabischen Schriftsteller dieses Getränkes zuerst. In der Mitte des 16. ward es in Constantinopel eingeführt und 1644 in Marseille verkauft. Nachher verbreitete es sich schnell in die vornehmsten Städte Europa's, blieb aber lange wegen des hohen Preises eine Delikatesse für Reiche, bis die Europäer den Baum in ihren Besitzungen anzupflanzen begannen. Schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts brachten die Holländer dieses Gewächs aus Arabien nach Batavia, und trotz dem, daß ihre Pflanzungen durch Erdbeben zerstört wurden, erneuerte man sie doch mit solchem Eifer, daß zu Anfang des 19. Jahrhunderts große Quantitäten von dort ausgeführt werden konnten. 1710 erhielt der Bürgermeister Wythsen zu Amsterdam Kassebäume aus Batavia, die er in den botanischen Garten nach Leyden bringen ließ und von welchen 1714 Ludwig XIV. einen zum Geschenk empfing. Einen Abkömmling desselben sandte Frankreich 1720 nach Martinique, wo er sich zum Schaden der Holländer so sehr vermehrte, daß schon 1756 von da 18 Mill. Pfund Kaffebohnen nach Europa zurück kamen. Jetzt haben wir drei Sorten: den arabischen oder levantischen; den ostindischen von Java u. s. w. und den amerikanischen. Ersterer ist der beste, aber auch der seltenste und theuerste. Er wird vorzüglich in Yemen gebaut und von da nach Smyrna verführt. Seine Bohnen sind klein, hellgelb, etwas in's Grünliche spielend, und haben einen besonders kräftigen Geruch. Auf diesen folgt in der Güte der ostindische, und der gemeinste ist der westindische. Viele Aerzte, besonders Homöopathen, erklären den häufigen Genuß des Kaffes der Gesundheit für sehr nachtheilig. So viel ist jedoch gewiß, daß man in neuerer Zeit außerordentliche medicinische Kräfte in dem Kasse entdeckt hat und ihn deßhalb oft und mit Erfolg innerlich anwendet. Aus gebranntem und gemahlenem Kasse bereitet man eine schöne braune Malerfarbe. In unsern Gewächshäusern ziehen wir nur kleine Exemplare dieses Baumes. Der Verbrauch des Kaffes ist bedeutend; man berechnet ihn z. B. für Großbritannien auf 10,000, Frankreich 20,000, Niederlande 40,000, Spanien und Portugal 10,000, Deutschland und den Norden 32,000, Nordamerika 15,000 Tonnen. Producirt werden auf dem südamerikanischen Festlande 32,000, in Westindien 70,000, auf Java 20,000 Tonnen etc. (Eine Tonne enthält 7–800 Pfund.) Es ist wahrscheinlich, daß jetzt, nach Aufhebung der Sklaverei, der Kassebau in Westindien sich sehr verringern wird, weßhalb England ihn in seinen ostindischen Besitzungen zu erweitern sucht.
L. M.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.