Java

Java

Java, eine große Insel des Sundaarchipelagus im Südmeer, eben so wie Borneo, Sumatra, Celebes etc. zwischen Asien und Neuholland gelegen, hat 2100 Quadrat M. im Umfange und beinahe 5 Mill. Ew. Der Boden ist gebirgig und vulkanisch, im Norden flach und morastig, von zahlreichen Flüssen durchschnitten. Staunen erregen die uralten Bauwerke im Innern der Insel, welche selbst die Riesenbauten Indiens übertreffen, mit welchen sie übrigens in der Construction viele Aehnlichkeit haben und so auf einen gemeinsamen Ursprung hinweisen. Man gewahrt Ruinen prachtvoller Tempel (mehr als 400), terrassirte Berge, auf welche Stufen sechshundert Fuß hoch hinauslaufen etc. Der Boden ist fruchtbar, er erzeugt alle Früchte des tropischen Klima's in höchster Vollkommenheit: Mango, Mangustina, Reis, Zuckerrohr, Kasse, der letztere, unter dem Namen Scheriban-Kasse bekannt, ist der berühmteste auf der ganzen Erde. Man zählt über 80 Mill. Kassebäume. Eben so reich ist die Produktion von Indigo, Gewürzen, Baumwolle, Tabak etc. Getreide wächst in solcher Menge, daß damit der ganze Sunda-Archipel versorgt werden kann. – Was über den berüchtigten Giftbaum, den Upas, gefabelt worden, haben neuere Reisende widerlegt. Zwar wird aus dem Safte des Upas Gift gewonnen, doch keineswegs stürzen Vögel, welche über das Thal, wo er wächst, hinfliegen, todt zur Erde, und eben so wenig tödtet seine Exhalation in einer Umgebung von mehrern hundert Schritten Menschen und Quadrupeden. Gefährlicher aber sind die giftigen Dünste, welche die Sümpfe in der Nähe von Batavia (s. d.) ausathmen, so wie viele giftige Schlangen, Insekten, Raubthiere, ungeheure Krokodile etc. Die höhern Gegenden des Landes zeichnen sich dagegen durch reine und gesunde Luft aus. Die Javanesen, malaischer Abkunft, sind wohlgebildet, dunkeläugig, schwarzhaarig; ihr Teint gleicht dem der Hindus, häufig bei den Frauen auch dem spanischen; doch lieben sie es, die Haut mit Safran gelb zu färben, da dieß für die größte Schönheit gilt. Einige Reisende schildern sie sanft, höflich und verständig; Andere dagegen legen ihnen Rachgierde und Aberglauben zur Last. Die Sitte, ihre Zähne schwarz zu färben, entstellt den wohlgebildeten Mund der Frauen. Letztere heirathen schon im 10–12., die Männer im 16. Jahre Diese können neben der rechtmäßigen Frau noch Sklavinnen halte. – Die Tracht beider Geschlechter ist nicht wesentlich unterschieden, sie besteht aus einem weiten Mantel, kurzen Beinkleidern und einer Weste. Die Religion der Javanesen ist ein etwas veränderter Islam; doch deuten ihre alten Baudenkmale auf eine frühere Verwandtschaft mit der indischen. Sie besitzen einen gewissen Grad von Kultur, dafür zeugen ihre geschmackvollen Skulpturen und architektonischen Fertigkeiten. Ihre Sprache ist reich und sorgfältig ausgebildet; sie haben Bücher über Geschichte, Jurisprudenz, Religion, Medizin, Philosophie und viele poetische Werke aufzuweisen. Viel Mühe verwenden sie auf die Zucht der Elephanten-, Pferde-, Büffel-, Ziegen- und Schafheerden. Letztere geben eine treffliche Wolle, und aus einer Art von Nesseln wird sehr guter Flachs gewonnen. Auch haben sie angefangen, ihre reichen Bergwerke auszubeuten und Verbindungskanäle zur Erleichterung des Verkehrs angelegt. Der Handel ist fast ausschließlich in den Händen der Holländer, doch verkehren die Javanesen auch viel mit den Chinesen. Noch fügen wir zum Schlusse die Schilderung einer jungen javanesischen Schönheit nach einem Dichter des Landes hinzu: Er singt: »Ihre Zähne sind schwarz, glänzend und wohl geordnet; ihre Lippen haben die Farbe der frischen Rinde des Mangustin (rothbraun); ihre Augenbraunen sind wie zwei Blätter des Baumes Imbo; ihre Augen funkelnd; ihre Nase ist wie der Schnabel des Adlers. Ihre Haut ist blendend gelb; ihre Arme gleichen einem Bogen und ihre langen, biegsamen Finger den Dornen des Waldes; ihre Nägel sind Perlen. Ihr Fuß steht gerade auf der Erde und ihr Gang ist majestätisch, wie der des Elephanten« (!). – Diese schöne Person war mit einem grünen Gewande geschmückt, welches ein goldener Gürtel zusammenhielt; an ihrem Finger befand sich ein Ring, das Erzeugniß des Meeres; ihre Ohrringe waren mit Rubinen und Diamanten besetzte Smaragden. Die Nadel, welche ihr Haar zusammenhielt, war von Gold, mit Rubinen und Smaragden verziert. Ihr Halsband war von sieben kostbaren Steinen gebildet. Sie war so parfümirt, daß man unmöglich den eigenthümlichen Geruch eines jeden einzelnen wohlriechenden Stoffes unterscheiden konnte.

V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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