- Kochbücher
Kochbücher. Es wird sehe oft behauptet, daß dieselben unnöthig seien, weil jede Neuvermählte die Kenntniß der Kochkunst und was dazu gehört, in den Hausstand mitbringen soll. Allein wenn man bedenkt, daß die heutige Erziehungsweise oft nur für den Ballsaal und Salon berechnet ist und daß dadurch jungen Mädchen wenig Zeit zum Erlernen und Ausüben wirthschaftlicher Obliegenheiten übrig bleibt, so kann es nicht fehlen, daß Manche, die gewiß recht gern das Glänzende dem Nützlichen hintangesetzt hätte, sich verheirathet, und nun zu ihrem Schrecken einsieht, wie wenig sie den Geschäften ihres neuen Wirkungskreises gewachsen ist. Einer Solchen aber kann ein gutes Kochbuch, mit Ueberlegung gelesen und mit Verstand angewendet, nur wohlthätig sein. Zahllos ist die Masse dieser Schriften, und bald werden alle notablen Städte Deutschlands ihr eigenes Kochbuch haben, die ausländischen noch gar nicht mitgerechnet; doch ohne einen Katalog von diesen Hilfsmitteln der Kochkunst zu geben, sei hier lieber ein Wort zu ihrer passenden Benutzung gesagt. Es ist durchaus fehlerhaft, wenn junge Frauenzimmer glauben, gerade so, wie es im Buche steht, die Bereitung der Speisen einrichten zu müssen, indem z. B. in kleinen Haushaltungen Vieles ökonomischer bereitet werden kann, als die Kochrecepte es gewöhnlich vorschreiben. Das Zuckergewicht namentlich darf nie blindlings (Confituren ausgenommen) ohne vorherige Prüfung dessen, was Einem selbst passend dünkt, befolgt werden. Dasselbe gilt von Butter, Eiern und Gewürz. Es reicht überhaupt niemals hin, sich gänzlich auf die Vorschrift zu verlassen und öfteres Nachsehen, wo möglich Probiren, außer Acht zu setzen. Bäckereien vorzüglich erfordern Uebung, und man muß sich nicht sogleich abschrecken lassen, wenn auch der erste Versuch unvollkommen ausfallen sollte, da selbst erfahrenen Hausfrauen in dieser Hinsicht immer noch zu lernen übrig bleibt. Deshalb bedienen sich auch diese häufig dazu der Kochbücher, vor allen der östreichischen und baierschen, die für Mehlpfeifen und Backwerk unvergleichlich sind, so wie für Pasteten, Confituren, Ragouts, Saucen und seine Speisen die französischen almanachs des gourmands. Die Hamburger und Lübecker excelliren im Fleisch- und Fisch-Zurichten. Dagegen dürfte das so viel verbreitete Dresdner Lehmann'sche Kochbuch denen nicht behagen, die eine Menge erkünstelter Zuthaten aus den Gerichten wegwünschen. Für die wahre, gute Hausmannskost empfiehlt sich seiner einfachen, deutlichen Beschreibungen halber vorzugsweise das Dresdner Bickelmann'sche Kochbuch, und wer einen ernsten Cursus hoher Finessen der Kochkunst zu machen gedenkt, der nehme Rumohr's Geist der Kochkunst zur Hand.
F.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.