- Kometen
Kometen. Sie haben aufgehört Irrsterne zu sein, seitdem man ihr Wiedererscheinen beobachtet und ihre Bahnen berechnet hat. Wie die Planeten wandeln sie um die Sonne, ihren Central- und wahrscheinlich auch Lichtpunkt, nur ist ihre Umlaufszeit oft großer, ihre Bahn meist elliptisch. So entfernen sie sich Jahre lang aus dem Gebiete unserer Beobachtung, um bald darauf in einer Nähe zu erscheinen, welche bei der scheinbaren Große ihres Volumens, ihrem hellstrahlenden Glanze, ihrem den Himmelsraum weithindurchziehenden Schweife, die Erdbewohner in Staunen und Furcht versetzt. Die Astronomen beobachten jährlich 15–20 Kometen; aber nur die größten sind dem unbewaffneten Auge sichtbar. Der Aberglaube knüpfte in früherer Zeit Krieg, Pestilenz und Hungersnoth an ihr glänzendes Auftreten. Die Berechnungen der Astronomen haben diesen Irrwahn zerstört, und auch die Furcht vor dem Zusammentreffen eines Kometen mit dem Erdkörper und eine daraus folgende ganze oder theilweise Zerstörung desselben vernichtet. Die Kometen sind uns nunmehr Himmelswanderer wie die Planeten, nur ist ihr Weg oft lang und darum ihr Erscheinen seltener. Ob sie feste Körper sind, ob bei ihrer extensiven Bedeutung auch eine intensive vorhanden, ist noch ein Räthsel. Wir nehmen einen hellen Punkt wahr, um welchen sich eine Nebelhülle von verschiedener Dichtigkeit gelagert hat. Der Kern scheint kein fester Körper, denn bei den meisten schwindet er vor den stärkern Fernröhren immer mehr zusammen. Durch die Hülle kann man bei einer Dicke von mehreren Millionen die Sterne sechster Größe deutlich erkennen. Bewundernswürdig ist die Ausdehnung, welche diese Nebelhülle hat; sie erstreckte sich bei dem Kometen von 1811 auf 7 Mill. Meilen und erlangt bei einigen 40 bis 50 Mill. M. Staunenswerth ist die ungeheure Schnelligkeit ihres Umlaufes. Da man annimmt, daß die Kometen in andere Sonnensysteme hinüber schweifen, so erklären sich auch gewisse Abweichungen nicht sowohl von ihrer Bahn, sondern von der angenommenen Zeit ihres regulären Wiedererscheinens. Halley hat den nach ihm benannten Kometen (s. d. A.) mit einer Umlaufszeit von 75 bis 76 Jahren angekündigt, welcher auch wirklich 1759 erschien, wie es der große Astronom vorausgesagt hatte. – Man weiß übrigens nicht, ob die Kometen selbst leuchtend sind, oder ob ihr Licht reflectirtes Sonnenlicht ist, wie bei den Planeten. Letzteres zieht man in Zweifel, da ihre Materie so unendlich sein ist, daß sie zur Zurückwerfung des Lichtes nicht tauglich scheint. Man begreift auch nicht, wie bei der Geringfügigkeit der Masse eines K. derselbe in so ungeheuren Weiten wie die 1000fache der Uranusbahn, noch dem Zuge der Sonne folgen könne; man begreift auch nicht, wie nach dem Gesetze der Gravitation, bei einer Annäherung an die Sonne, welche oft so bedeutend wird, daß der Mond zweimal so weit von der Erde entfernt ist, als der Komet von der Sonne, ein solcher nicht in die Sonne hineinstürzt. Wir ziehen daraus den Schluß, daß auch ein mögliches Zusammentreffen der Erde mit einem Kometen für erstere von keiner großen Gefahr sein würde. Zu den merkwürdigsten Kometen, welche in unsern populären astronomischen Tabellen angeführt sind, gehören der Enke'sche und Biela'sche (nach ihren Entdeckern so genannt), die in den Zeiträumen von 3 und 6 Jahren ihre elliptische Bahn um die Sonne vollenden. Sie kehren genau zur bestimmten Zeit wieder und liefern stets den glänzendsten Beweis der Schärfe astronomischer Berechnung. Imposant in seiner Erscheinung war der Komet von 1811. Daß er den damaligen heißen Sommer hervorgebracht, ist eine Hypothese, die man aus der Zufälligkeit entlehnt hat; der Sommer von 1834 war gleich heiß wie jener, ohne daß ein Komet am Himmel geprangt hätte.
V.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.