- Lamballe, Fürstin von
Lamballe, Fürstin von, Maria Theresia Luise Savoyen-Carignan, Fürstin von, Witwe von Ludwig Alexander Joseph Stanislaus von Bourbon-Penthièvre, Fürsten von-Lamballe, wurde den 3. Septbr. 1749 zu Turin geb. Ihre Liebe und treue Anhänglichkeit an ein unglückliches Herrscherhaus, selbst unter den Schrecken eines nahen qualvollen Todes, gereichte ihr zum Verderben, aber sicherte ihr auch das Andenken der Nachwelt. Die Nachrichten über ihre Jugend und ihr früheres Leben sind sehr dürftig, und bleiben es bis zu dem Zeitpunkte, wo sie Oberhofmeisterin der Königin Maria Antoinette von Frankreich wurde, dem jedoch die Entwickelung ihres tragischen Endes nicht fern ist. Ihr sanfter Charakter und ihr ganzes liebenswürdiges und hingebendes Wesen gewannen ihr bald die Zuneigung ihrer königlichen Herrin, und gestaltete ihr Verhältniß zu derselben zu einem innigen Freundschaftsbunde. Als die Königin sie von ihrer Flucht nach Varennes benachrichtigte, begab sich Frau von Lamballe nach Dieppe, schiffte von da nach England über, und würde dort glücklich gelebt haben, wenn der Wunsch, die Königin wiederzusehen und ihr Loos zu theilen, sie nicht unablässig beunruhigt und nach Frankreich zurückgeführt hätte. Sie folgte Antoinetten in das Gefängniß du Temple, wo sie so lange blieb, bis ihre unerschütterliche Treue gegen das gestürzte Königshaus, den erbitterten Feinden desselben zur Anklage gegen sie diente, und man sie in ein anderes noch schrecklicheres Gefängniß, nach la Force, brachte. Hier blieb sie bis zu den in Frankreichs Annalen so furchtbaren Tagen des 2. und 3. Septembers des Jahres 1792, an welchen in den Gefängnissen von Paris gegen 12,000 Menschen vom wüthenden Pöbel dem Tode geopfert wurden. Es war den 3. September 1792, als die Wächter Fr. von Lamballe früh aufstehen hießen, und sie vor das Thor ihres Gefängnisses führten, wo die Henker bereit standen. Allein selbst bei dem Anblick der schrecklichen Scenen, die sich ihr hier darboten, behielt sie einen unerschütterlichen Muth, den sie besonders in dem peinlichen Verhöre, dem sie sich unterwerfen mußte, bewies, und von dem wir hier Einiges folgen lassen. Zuerst fragte man sie, wer sie sei, worauf sie ohne Beachtungswerthen Frau an die Königin ist ihr einziges Unrecht. Inmitten der Bewegungen der damaligen so vielfach aufgeregten Zeit hat sie nie eine Rolle gespielt; Nichts konnte in den Augen des Volkes, dem sie nur durch wohlthätige Handlungen bekannt war, Verdacht gegen sie erregen; weder die erbittertsten Schreier, noch die aufgebrachtesten Schriftsteller haben je gewagt sie anzugreifen: man ermordete sie, aber ihr Name blieb unbefleckt und rein. Frau von Lamballe war eben so schon, als sanft, dienstfertig und bescheiden im Schooße des Glückes; nie hat sie Etwas für sich gefordert, während sie doch gewiß sein durfte, auch den leisesten Wunsch erfüllt zu sehen.
E. v. E.
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