- Margarethe von Parma
Margarethe von Parma, eine natürliche Tochter Kaiser Karl's V., mithin Halbschwester Philipp's II. von Spanien. – Nicht in dem bescheidenen Wirkungskreise des Familienlebens allein, sondern auch bis hinauf zu den Thronen, jenem Zenith irdischer Größe und Macht, ist es die friedliche, vermittelnde Herrschaft der Frauen, welche die zerstörenden Elemente männlicher Leidenschaften zu besänftigen bemüht ist. Philipp's Stolz und Mißtrauen, noch mehr aber sein religiöser Fanatismus, hatten ihm seine niederländischen Unterthanen entfremdet. Ein persönlicher Aufenthalt in ihrer Mitte und die Niedersetzung von Ketzergerichten reizten die einmal erbitterten Gemüther nur noch mehr, und als er daher nach Spanien zurückkehrte, glaubte er in seiner Halbschwester Margarethe das Mittel gefunden zu haben, den drohenden Sturm zu beschwören. Diese, geb. 1522, in erster Ehe verheirathet mit Alexander von Medicis, später vermählt mit Octavio Farnese, Herzog von Parma, war eine Frau von männlichem Geiste, aber weit entfernt, das System der Unduldsamkeit, welches Philipp seither verfolgt hatte, nachzuahmen, als sie als Statthalterin der Niederlande 1559 dieses Land betrat. Allein wie sehr sich auch Margarethe bestrebte, die Gemüther zu beruhigen und die der Nation so verhaßten, aus Madrid dictirten strengen Gesetze zu mildern, immer sah sie sich, durch den ihr zur Seite gesetzten Staatsrath und den an dessen Spitze gestellten Kardinal Granvella in ihren Versöhnungsversuchen gehemmt. Zwar gelang es ihr, die Zurückberufung des Kardinals zu bewirken; auch sandte sie den Grafen Egmont nach Madrid, um namentlich die Abschaffung der Ketzergerichte zu erlangen, allein Alles dieß waren vergebliche Versuche, um die erbitterten Parteien zu versöhnen und hatten für sie selbst nur die Folge, daß man sie von beiden Seiten der Schwäche beschuldigte. Endlich erhielt Margarethe von Philipp den Befehl, Truppen zu werben, um mit Gewalt der Waffen die Ungehorsamen zu ihrer Pflicht zurückzuführen, und da sie sich nicht entschließen konnte, mit jener Härte und Rücksichtslosigkeit zu verfahren, die man von Madrid aus verlangte, erschien der berüchtigte Herzog Alba 1567 als Stellvertreter des Königs. Dessen Vollmachten waren so ausgedehnt, seine Härte so empörend, daß die Statthalterin, wohl einsehend, daß sie nichts Gutes mehr fördern, nichts Böses mehr hemmen konnte, ihre Entlassung forderte und ein Land verließ, wo ihr Andenken noch lange Zeit vom Volke geehrt und gefeiert ward. Margarethe begab sich nach Italien zu ihrem Gemahl und starb zu Ortonna 1586.
B....i.
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