- Margarethe von Oestreich
Margarethe von Oestreich, die kluge und geistreiche Tochter Kaiser Maximilian I. und Maria's von Burgund, geb. 1480, empfing nach dem Tode der Letztern ihre Erziehung in Frankreich am Hofe Ludwig's XI. und ward frühzeitig mit dem Dauphin, später Karl VIII., verlobt. Dieser jedoch vermählte sich mit Anna von Bretagne, Margarethe kehrte nach Deutschland zurück und wurde 1497 dem Infanten von Spanien, Johann, vermählt. Auf der Reise zu ihrem Gatten wurde das Schiff von einem Sturme überfallen. Jede Hoffnung zur Rettung schien verloren, alle Anwesende überließen sich der Zaghaftigkeit, nur sie, das schwache Weib, behielt Geistesgegenwart und selbst Laune genug, um in den Augenblicken der Gefahr die Grabschrift: »cy gît margot, noble demoiselle, deux fois mariée et morte pucelle« auf sich abzufassen. Inzwischen ließ der Sturm nach, das Schiff landete glücklich am Orte seiner Bestimmung, Margarethe wurde mit Enthusiasmus empfangen, allein ihr Gatte starb bereits am 4. Octbr. desselben Jahres. Drei Jahre später vermählte sie sich mit Herzog Philibert II. von Savoyen, verlor aber auch diesen durch den Tod 1504 und ward jetzt von ihrem kaiserlichen Vater zur Statthalterin der Niederlande ernannt, welche Würde sie bis zu ihrem Tode den 1. December 1530 bekleidete. Die Geschichte dieses von so vielen Parteien aufgeregten Landes zollt dieser Fürstin den Ruhm, mit seltener Umsicht und Geschicklichkeit Strenge mit Milde zu verschwistern verstanden zu haben, so daß sie von ihren Unterthanen gleich stark gefürchtet wie geliebt wurde. Sie war eine Fürstin im vollkommenen Sinn des Wortes und zeigte selbst im gewöhnlichen Umgange eine so große Ueberlegenheit des Geistes und so viel Witz, daß ein gewisser Jean le Maire ihre Reden, Witzworte und Scherzspiele sammelte und 1549 unter dem Titel »Couronne margaritique« herausgab. Dieses Werk enthält auch ihre discours de ses infortunes et de sa vie.
B....i.
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