- Maria Lesczinska, Königin von Frankreich
Maria Lesczinska, Königin von Frankreich, Königin von Frankreich, die Tochter des Polenkönigs Stanislaus und der Katharina Opalinska, geb. den 23. Juni 1703 in Warschau, ward in der Wiege schon vom Unglück heimgesucht. Sie, die berufen war, den Thron Ludwig's XV. zu zieren, mußte als zartes Kind, in Folge eines Ueberfalls des abgesetzten Königs August, mit ihrem Vater fliehen, wurde in einem Dorfe verlassen und erst in dem Troge eines Pferdestalles wieder aufgefunden. Nach der Schlacht von Pultawa, wo Stanislaus Beschützer, Karl XII. von Schweden, eine schwere Niederlage erlitt, gelangte August II. wieder auf den polnischen Thron. M's Vater ging mit Frau und Kind nach Schweden, der Türkei, hielt sich später in Zweibrücken auf, und fand endlich ein Asyl in Frankreich auf einer Pfründe nahe bei Weißenburg. Hier war es, wo er die Nachricht erhielt, daß der mächtige Ludwig XV. um die Hand seiner Tochter werbe. Er stürzte in das Gemach, wo sich seine Gemahlin und Maria befanden und rief: »Fallet auf die Knie und danket Gott!« – »Was ist's, fragte Maria, Vater – bist du auf den Thron Polens zurückberufen?« – »Nein, meine Tochter,« versetzte der zerknirschte Fürst, der Himmel ist uns günstiger – du bist Königin von Frankreich!« – Bald darauf erfolgte die feierliche Bewerbung zu Straßburg, wohin sich M. mit ihren fürstlichen Eltern begeben hatte, und den 5. September 1725 wurde die Vermählung zu Fontainebleau prachtvoll gefeiert. Voltaire erzählt viel von der Dankbarkeit der schönen Polin, wahrscheinlicher klingt aber der Bericht eines andern Schriftstellers, der behauptet, daß M. nur ungern dem glänzenden Rufe gefolgt sei, weil ihrem stillen Sinne ein bescheidenes Loos an der Seite eines geliebten Gatten vorgeschwebt. – Maria Lesczinska hatte einen feingebildeten Geist. Sie soll, als sie die Rolle des Augustus im Cinna von einem Schauspieler ohne edlen Anstand darstellen sah, ausgerufen haben: »Ich weiß, daß Augustus großmüthig war, aber ich habe nie gehört, daß er ein Schwächling gewesen sei.« Mit so edlen Gesinnungen verband sie eine besondere Liebe zu den Künsten und Wissenschaften und überhäufte die Priester derselben mit Wohlthaten. Die Politik, welche die Verbindungen der königlichen Häuser leitet, gab ihr die Tochter deßjenigen, welcher ihren Vater vom Throne gedrängt, zur Schwiegertochter; aber die liebenswürdigen Eigenschaften der jungen Dauphine vertilgten allen Haß im Herzen der Königin, in so fern ein solcher vorhanden war, und sie behandelte dieselbe gleich liebevoll wie ihre eigenen Kinder. M. besaß deren 10, von denen jedoch nur einige Prinzessinnen sie überlebten. Die Erhebung des zärtlich geliebten Vaters zum Herzog von Lothringen (1735) versüßte ihr viele Leiden, die vorzüglich in des Königs häufiger Untreue ihren Grund fanden. Den 24. Juni 1768 starb sie fromm und demüthig, wie sie im Leben war. Mit rührender Ergebung hatte sie die traurigen Schicksale ihres Vaters getheilt, mit derselben Resignation duldete sie auch, als sich das Herz ihres königl. Gatten von ihr wandte. Sie war sanft und anspruchslos, keine Frau von großen Eigenschaften, aber gutmüthig und die beste der Mütter.
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