- Narcissus (Mythologie)
Narcissus (Mythologie), der götterschöne Sohn des Flußgottes Kephissos und der Nymphe Liriope, ein reizendes Kind, von allen Nymphen geliebt. Seine Mutter befragte den Seher Teiresias über sein Geschick, und dieser sprach: Narcissus wird lange leben, wenn er sich selbst nicht sieht. Ihn den Geliebten rührte keine Schönheit, sein Ohr blieb taub für die Seufzer der Mädchen. Einst auf der Jagd, seinem Lieblingsvergnügen, erblickte ihn die Nymphe Echo und liebte ihn, doch vergebens. Sie schwand in ihrem Schmerze dahin und nur die Stimme blieb noch übrig von ihr. Aus Mitleid verwandelten die Götter sie in einen Felsen und bestraften bald darauf den Kaltsinn des Narciß. Er lagerte sich an einer krystallklaren Quelle, und beugte sich, vom Jagen erhitzt, über den reinen Spiegel der Fluth, da gewahrte er sein Bild, sein schönes Bild voll unendlichen Liebreizes, und sein Herz wird von der ungekannten Schönheit entzückt und entzündet. Er will die Gestalt küssen, umfassen, sie verschwindet; er sieht sie wieder ruhig an, sie erwidert seine zärtlichen Blicke, sein Lächeln, sie winkt gleich ihm, breitet gleich ihm die Arme aus, doch immer ist es nur ein wesenloses Trugbild. Von namenloser Sehnsucht ergriffen, verschmachtet Narcissus, verzehrt sich, der zärtlichen Echo gleich, und stirbt. Eine Blume, die Narcisse, steht an der Stelle, wo er geseufzt hat und im Liebesach vergangen ist. Man hat dem zufolge die Narcisse eine Blume der Eitelkeit genannt, und die Selbstspiegelung des Narcissus im Quell als Eigenliebe gedeutet, aber ein weit tieferer Begriff ist mit der schönen Fabel erwacht, der jenes unbefriedigten heißen Verlangens in der Menschen-, in der Jünglingsbrust, das kein Genügen findet an der Gewährung des Gewöhnlichen, und den heißen Durst seines Verlangens an Quellen zu stillen sucht, aus denen es sein Selbst zurückgespiegelt findet. Die flammende Sehnsucht nach dem Unerreichbaren zehrt das Leben auf, nur der Tod kann sie stillen, und die frühen Gräber schmückt die schattenbleiche Blume der Unterwelt.
–ch–
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.