Tag

Tag

Tag, der strahlende Genius des Lichtes mit seinen Sonnen und geöffneten Blumenkelchen, der feurige Zögling, der sich kampfgerüstet den Umarmungen seiner schwermüthigen Mutter, der Dämmerung, entreißt, um stolz seine diamantene Strahlenlanze über dem halben Erdkreise zu schwingen und jubelnd zu rufen: es werde Licht! Und nach dem Feldgeschrei antworten alle Thäler und Höhen; es lauten die Feier des Lichts alle die fliegenden Glocken der Wälder und Fluren ein, und die geheimnißvollen Schatten der nächtlichen Mährchenwelt fliehen vor der schimmernden Wahrheit des Lichtes... Und doch – hat nicht auch der T. seine seligen Geheimnisse? Webt er nicht aus Farben und Strahlen das magische Spiegelbild anderer Welten mit ihren tiefblauen Himmelsaugen, – webt er nicht über Berg und Thal einen goldenen Schleier, eben so geheimnißvoll als der Sternenschleier der Nacht? Warum grüßen ihn so süß-erbebend alle die Blumen auf Gottes Altären, den Bergen? Warum rauscht es urplötzlich in allen Landen von Auferstehung, warum weht es bei seinem Nahen von göttlichem Wehen in allen Oceanen der Luft, in allen Saatwogen der Flur, in den Waldkronen wie Menschenherzen? Das ist die heilige Mystik des T's, – mag er nun als Helios (s. d.) auf seinem, von vier brausenden Rossen gezogenen Sonnenwagen von Meer zu Meer eilen, oder als Dagur (s. d.) auf dem Heldenrosse »Glanzmähre« den Erdkreis umjagen. – In astronomischer Hinsicht: die Zeit einer Achsendrehung der Erde, umfaßt der bürgerliche T. die Zeit von Mitternacht zu Mitternacht; im gewöhnlichsten Sinne bezeichnet man mit diesem Ausdrucke die Dauer des Verweilens der Sonne über dem Horizonte, und in dieser letztern Beziehung ist bekanntlich der T. zu verschiedenen Zeiten, sowie für die verschiedenen Punkte der Erdoberfläche überhaupt, von verschiedener Länge. Denn während in den Gegenden des Aequators (s. d.) die Sonne immer ebenso lange über als unter dem Horizonte bleibt, Tag und Nacht also immer gleich lang sind (s. Aequinoctium), werden bei der allmäligen Annäherung zu den Polen, in der einen Hälfte des Jahres die Tage, in der andern die Nächte immer länger, bis unter den Polen selbst auf ein Jahr nur ein Tag und eine gleichlange Nacht (von 6 Monaten) kommt. Der T. besitzt auch sein eignes Licht, Tageslicht, welches die neuern Naturforscher streng von dem Sonnenlichte unterscheiden; denn letzteres pflanzt sich nur in geraden Linien fort, kann also nicht überall unser Auge treffen. Das Tageslicht aber ist überall gegenwärtig und fast gleichmäßig vertheilt. Es hat seinen Grund in der Atmosphäre, welche von der Sonne zum Selbstleuchten erregt wird. Die erleuchteten Theile der Atmosphäre geben sich nun wiederum einander selbst Licht, und daraus entsteht das Tageslicht allgegenwärtig.

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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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