Cypresse

Cypresse

Cypresse, Pflanzengattung aus der natürlichen Familie der Zapfenbäume (coniferae) von Linné in die 21. Klasse gesetzt. Man nimmt 8 bekannte Arten an, lauter baumartige Nadelhölzer, deren Holz wohlriechend und sehr dauerhaft, die Frucht officinell ist. Von diesen 8 Arten kommen vier, obgleich alle aus dem Süden stammend und keine zu den deutschen Holzgewächsen gehört, in Deutschland fort: nämlich die virginische Cypresse (cypressus disticha), deren Blätter denen des Taxusbaums gleichen, an den Zweigen zwei Reihen bilden und im Winter abfallen. Der Stamm erreicht in Nordamerika eine Höhe von 80 Fuß und eine Stärke von 10, und wird zu Masten und Bauholz benutzt. Bei uns bleibt sie nur ein mäßiger Baum, der in harten Wintern gewöhnlich erfriert. Ferner die immergrüne Cypresse (cypr. sempervirens), die bekannteste Art, vorzüglich auf der Insel Kandia. In Südeuropa, besonders in Italien, die gewöhnlichste Zierde in Gärten. Dieser Baum verdient nicht allein wegen seiner Schönheit, sondern auch wegen seines Nutzens besondere Erwähnung. Das Holz hat einen angenehmen Geruch und ist fast unverweslich, weßhalb es auch ehemals zu Särgen und zur Aufbewahrung von Mumien benutzt wurde. In der Levante diente es als Bauholz. Drittens die Lebensbaum-Cypresse (cypr. thyoides) der vorhergehenden ziemlich gleich. Endlich die Trauer-Cypresse (cypr. pendula). in Japan zu Hause, deren Zweige herabhängen. – Die Cypresse ist das Sinnbild des Schmerzes und der Trauer; ihr düsterer Anblick scheint die Melancholie zu wecken, deren Klagen und Seufzer sie in ihren hohen Pyramiden dem Himmel zuführt. Schon die Alten hatten diesen dunklen Baum den Parzen, Furien und dem Pluto geweiht, und umpflanzten damit die Gräber; die Völker des Orients folgen demselben Gebrauch; und auch wir betrachten ihn als den Beschützer der Todten; das von der Sonne undurchdringliche Gezweige mahnt uns an das Grab; gleich einem dunklen Schatten steht die Cypresse mit ihren schwarzen, fest verbundenen Aesten zwischen den frischen, vom Wind leicht bewegten Blättern der andern Bäume; kein Vogel nistet darin, ruft Leben und Freude aus seinem Gesträuch hervor. Eine sehr kurze, aber schöne Beschreibung gibt uns Lord Byron in seinem Giaour durch die Worte:

Dark tree, still sad when other grief is fled,

The only constant mourner o'er the dead.

Dunkler Baum, immer noch trauernd, wenn der Andern Gram verflogen ist,

Der einzige beständige Leidtragende über den Todten.

L. M.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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