Cypern

Cypern

Cypern, eine Insel im mittelländischen Meere an der Westküste von Syrien (Kleinasien). Sie umfaßt auf einer fast dreieckigen Fläche einen Raum von 250 bis 300 Quadrat Meilen, wird durch ein Gebirge, welches seinen höchsten, Punkt ziemlich in der Mitte der Insel, im Olympos (jetzt Oros Staveros) hat, und sich bis an die Küsten, zu vier höchst malerischen Vorgebirgen erstreckt, in eben so viele Hauptabschnitte getheilt, welche die wunderbarste Fruchtbarkeit, und eine Fülle von allen Schätzen, die eine gütige Natur zu spenden vermag, in dem Schoße ihrer Thäler bergen. Immer grünende und blühende Bäume, alle Arten edler Südfrüchte, Palmen und Orangen, Datteln und Feigen, Lorbeer und Trauben erblickt das Auge ringsum; in üppiger Fülle wuchern die saftreichsten Melonen an fruchtbeladenen Granatbäumen empor; würzige Kräuter duften in den herrlichen Waldungen voll der edelsten, feinsten Hölzer. Die Berge sind bevölkert mit Ziegen und Schafen, mit Rinderherden, Maulthieren, so wie sehr rasche, gut gebaute Pferde in Menge; Seidenwürmer und Bienen arbeiten für den Menschen. Aber dieser ist träge und der liebevollen Sorge, welche die Natur seinem Wohlsein schenkt, nicht werth. Der trefflichste Wein, wovon es drei besonders geschätzte Sorten gibt, würde, verdorben durch die zweckwidrigste Behandlung, ungenießbar sein, wenn er nicht, durch die warme südliche Sonne gezeitigt, eine solche Fülle Zucker enthielte, daß er allen Mißhandlungen widersteht. Nur was die wilden Bienen, die wilden Seidenwürmer liefern, wird gesammelt. Gezogen wird nichts; die reichen Viehherden müssen für sich selbst sorgen, die Cultur des Bodens ist vernachlässigt; kaum daß der Bewohner so viel baut, als er für seine dringendsten Bedürfnisse braucht. Schlangen und giftiges Geziefer läßt man überhand nehmen. Die Cultur ist deßhalb so im Zurückschreiten begriffen, daß jetzt kaum 80,000 Menschen (davon 60,000 Türken) auf der Insel leben, während Cypern zur Zeit seiner Blüthe, weit über eine Million ernährte. Das herrliche Paphos, der geheiligte Ort, an welchem die Venus dem Meere entstiegen sein soll – ist kaum noch in wenigen Trümmern aufzufinden, da die nachlässigen, indolenten Bewohner sich der Tempel und Paläste, welche Erdbeben erschüttert hatten, zu Erbauung ihrer elenden Hütten bedienten. – Eben so ist es mit Amathunt, der Hauptstadt. – Ein Dorf lehnt sich an den Olympos, welcher einst den Prachtbau der Göttin von Amathunt, der schönen Anadyomene, trug, und sich mitten aus der herrlichen, ihn ganz umgebenden Stadt erhob. – Nichts von aller früheren Größe ist erhalten, nicht einmal das Andenken daran lebt in dem entarteten Volke, das in der Sklaverei der Türken mit den Fesseln der Knechtschaft auch den knechtischen Sinn übernommen hat. Nach einer Periode der Macht, welche der Insel einen bedeutenden Rang unter den griechischen Staaten anwies, fiel ihr Ansehen immer mehr; sie kam abwechselnd unter die Herrschaft der Aegypter, Römer, Franzosen und Engländer (während der Kreuzzüge), der Venetianer und endlich der Türken, welche sie noch als eine Domaine des jedesmaligen Großveziers besitzen.

V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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