- Elisabeth von Frankreich
Elisabeth von Frankreich von Frankreich, Tochter Philipp's IV., des Schönen, und der Johanna von Navarra, 1290 geboren. Mit den seltensten Vorzügen des Körpers und Geistes ausgestattet, ward sie, noch sehr jung, an den Prinzen Eduard von Wales, der nachmals als Eduard II. den Thron bestieg, vermählt. Wider ihre Neigung aus ihrem Vaterlande entfernt, an einen Mann gekettet, den sie nicht liebte, und der außerdem durch Mißtrauen, Argwohn und Eifersucht ihr Leben vergiftete, fand sie als Königin von England durchaus nicht das Glück, wozu Geburt, Schönheit und die Ansprüche ihres Herzens und Geistes sie zu berechtigen schienen. Von den Günstlingen ihres Gemahls, deren Einflüsterungen den Zweck hatten, Elisabeth's Treue dem Könige verdächtig zu machen, unaufhörlich umschlichen, ward es ihr zum dringenden Bedürfniß, die Klagen um eine unbefriedigte Sehnsucht, um ein verfehltes Dasein in den Busen eines Freundes auszugießen, ihren Schmerz einer mitfühlenden Seele zu eröffnen. Die Erfahrung bestätigt täglich, wie oft die segnende Flamme der Freundschaft zur leidenschaftlichen Gluth der Liebe auflodert, wie der Balsam des tröstenden Mitleids, der freundlichen Theilnahme das Herz erwärmt für die Keime eines tieferen, mächtigeren Gefühls. Elisabeth hatte noch nicht geliebt, Graf Mortimer war der erste Mann, den sie kennen, den sie lieben lernte. Was ist die Gewalt der Leidenschaft gegen die Macht der Verhältnisse? Sie unternimmt den Kampf auch mit der Gewißheit des Unterliegens. Ihr Freund mußte England verlassen, die Königin wurde entweder von ihrem Gemahl verbannt, oder sie folgte freiwillig dem Geliebten über das Meer. Sie fand an dem Hofe des Grafen Wilhelm's von Hennegau eine Zuflucht, lebte dort mehrere Jahre, abgeschieden zwar, allein nicht unthätig für ihre und ihres Sohnes Interessen. 1325 kehrte sie mit französischen Hilfstruppen nach England zurück, entthronte den schwachen Eduard und ließ ihren Sohn zum Könige krönen. 1326 wurde ihr Gemahl ermordet; ob Elisabeth darum gewußt oder wohl gar die blutige That angeordnet habe, ist ungewiß: Eduard III. aber glaubte, als er die Mündigkeit erlangte, seinen Vater rächen zu müssen, obwohl er ohne die Sorge seiner Mutter niemals zum Throne gelangt wäre: er ließ Mortimer umbringen und verbannte Elisabeth auf einen einsamen Landsitz, wo sie 1337 starb.
B.
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