Strümpfe

Strümpfe

Strümpfe. Die frühesten Fußbekleidungen ermangelten, wie wir bereits vielfach angedeutet, in den heißen Ländern dieser Zuthat gänzlich, und selbst unsere nordischen Vorfahren, von der Gewohnheit abgehärtet, wußten nichts davon. Die bloßen Füße, wie noch jetzt bei den Bergschotten, litten von der Kälte eben so wenig, als die handschuhlosen Hände der arbeitenden Klassen heu zu Tage. Bei starkem Frost umwickelte man zwar allerdings die Füße mit Fellen; die Bewohner der Polarländer thun dieß noch immer; aber von wirklichen, nach dem Fuße geformten, Strümpfen ist erst im 8. Jahrhunderte bei civilisirten Nationen die Rede. Im Jahre 785 erschien sogar eine Verordnung, die den Geistlichen gebot Strümpfe bei Verrichtung ihrer kirchlichen Functionen anzulegen, »damit nicht ihre Unsauberkeit in die Augen falle und Gott beleidige.« Die ersten Strümpfe waren von Tuch und wurden von Schneidern gemacht, doch gab es vorher bereits bei vornehmen Personen einen Versuch die Füße mit Bandwerk zu umwickeln, wie wir schon bei den griechischen Amazonen sehen. Die Strumpfstrickerei ist erst im 16. Jahrhunderte erfunden worden, doch trug man immer noch dazu Tuchstrümpfe. Welcher Nation diese nützliche Erfindung zuzutheilen sei, ist ungewiß. Sie wird abwechselnd Spanien, England und Schottland zugeschrieben. Wolle und Baumwolle waren das Material dazu. Elisabeth von England und Heinrich III. von Frankreich sind die Ersten gewesen, die seidene Strümpfe getragen haben. Für Agnes Sorel machte man den Versuch ein Paar Strümpfe aus Spinnweben-Netzen zu verfertigen, der jedoch wegen der ungeheuren dazu erforderlichen Masse ohne Wiederholung blieb. Im 17. und 18. Jahrhunderte gehörte es zum guten Tone seidene Strümpfe zu tragen, während jetzt selbst die vornehmsten Damen deren von schottischem Garn nicht verschmähen. Freilich sind sie, seit die Strumpfwirkerei diesem Artikel unendliche Feinheit geben kann, fast eben so zierlich, wie seidene. Die weiße, jetzt allgemein, Fleischfarbe höchstens mit eingerechnet, gangbare Farbe der Strümpfe war nicht immer die vorgezogene. Am französischen Hofe trugen die Damen einst grüne und rosenfarbene, die großen Herren Ponceau-Strümpfe. Daß hohe Kirchen-Würdenträger violette Strümpfe gebrauchen, ist bekannt. Die Zwickel in den Strümpfen waren in frühen Jahrhunderten oft von abstechenden Farben und allerlei Zeichnung, selbst gestickt. Man hat ohne Erfolg diese alte Mode wieder einführen wollen, und in seinen seidenen, wie durchbrochen baumwollenen Strümpfen findet sich mitunter dergleichen. Letztere sind ebenfalls auf und ab in der Frauengunst gestiegen. Die französischen gleichen in prächtigen Mustern und Feinheit den Spitzen.

F.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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