Tower

Tower. Wenn der Fremde außerhalb des Bezirks der City von London längs des Quai der Themse lustwandelt, starrt ihm plötzlich wie eine schwarze Heldengestalt aus grauer Vorzeit dieses alt englische Staatsgefängniß an mit seinen gothischen Thürmen und verwitterten Giebeln. Stolz strömt auch jetzt noch der königliche Themsestrom vorbei, wie seit Jahrhunderten. aber ein anderes Geschlecht lebte und eine andere Zeit war es, als hier in dieser verwitterten Citadelle noch blutige Opfer fielen der Herrschergewalt, und eine Anna Boleyn (s. d.), eine Katharina Howard (s. d.), eine Johanna Gray (s. d.) daselbst dem Beile des Henkers verfielen! Noch zeigt man hier das Mordinstrument, womit Anna Boleyn enthauptet wurde, und die Kirche birgt die Asche der erwähnten Frauen, so wie vieler anderer vornehmer Personen Doch jetzt herrscht Friede in dem alten Gemäuer: nur sinnige Neugierde betritt sie noch, um zu betrachten die darin verwahrten Merkwürdigkeiten: die Menagerie, das Zeughaus mit dem herrlichen Waffensaal, die »Pferderüstkammer« mit den englischen Königen, von Wilhelm dem Eroberer an bis auf Georg II. in ihren Rüstungen zu Pferde, nach dem Leben; ferner die spanische Rüstkammer mit den Waffen, die man der besiegten spanischen »unüberwindlichen Armada« 1588 abnahm, und die englischen Reichskleinodien. Die hinter dem T. aufgestellten 60 Kanonen werden bei feierlichen Gelegenheiten abgefeuert