- Bona Sforza
Bona Sforza, Königin von Polen, Tochter Johann's Galeazzo Sforza, Herzogs von Mailand, und Isabelle's von Aragonien, vermählte sich 1518 mit Sigismund I., König von Polen, der bei dieser Gelegenheit eine den Polen bis dahin unbekannte Pracht und großen Glanz entwickelte. Bona lebte fast dreißig Jahr hindurch mit ihrem Gemahle in der vollkommensten Einigkeit; sie war ganz Liebe und Hingebung, und weit entfernt jenen herrschsüchtigen Charakter ahnen zu lassen, der später ihre Handlungen bezeichnete. Mit der rührendsten Sorgfalt pflegte sie den alternden Monarchen während der langwierigen Krankheit, die ihn 1548 dem Grabe zuführte; aber von Natur stolz und ehrgeizig, strebte sie nach seinem Tode alle Regierungsgewalt in ihre Hände zu bekommen, woraus Uneinigkeit und bittere Zwietracht erwuchsen. Aufgebracht und gereizt durch die Heirath ihres Sohnes, Sigismund August's mit Barbara Radziwil, der Witwe eines lithauischen Edelmanns, schloß sie sich den polnischen Großen an, die sich vom Hofe zurückzogen, und suchte den Senat und den päpstlichen Nuncius dahin zu stimmen, diese ungleiche Verbindung aufzulösen. – Nachdem diese Zwistigkeiten geschlichtet waren, söhnte sich Bona mit ihrem Sohne und selbst mit der jungen Königin aus, doch schon nach kurzer Zeit erhob sich der Zwist auf's Neue zwischen Mutter und Sohn; letzterer warf Bona ihre geheime Vermählung mit Papadoka, einem Lithauer von niederer Geburt, vor. Kaiser Karl V. und sein Bruder, der römische König Ferdinand, suchten absichtlich Zwietracht in Polen zu erhalten, damit dieses Reich nicht Zeit gewönne, den Ungarn, welche sich gegen Oestreich erhoben hatten, Hilfe zu senden. Bona ermüdeten endlich diese ewig sich wiederholenden Familienstreitigkeiten; um ihnen zu entgehen, verließ sie Polen und den königlichen Sohn, und zog sich in das Königreich Neapel zurück, wo sie das Herzogthum Bari besaß, daß ihr von Isabelle von Aragonien, ihrer Mutter, zum Erbe bestimmt worden war. In den Staaten Ferdinand's und Karl's V., so wie in Venedig, wo sie sich einige Zeit aufhielt, wurde sie mit den größten Ehrenbezeigungen und glänzenden Festlichkeiten empfangen. Von da begab sie sich nach Neapel, und starb in dem Herzogthum Bari den 20. November, 1557. – Das erste Testament dieser Fürstin lautete zu Gunsten ihres Sohnes Sigismund August's, aber in den letzten Augenblicken ihres Lebens ließ man sie ein zweites unterzeichnen, welches die Bestimmung enthielt, das Herzogthum Bari solle Philipp II., König von Spanien, überlassen werden; da man jedoch von diesem Testamente nie das Original vorgezeigt hat, so ist es von den meisten Schriftstellern als falsch betrachtet worden.
E. v. E.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.