Feueranbeter, Feuerdienst

Feueranbeter, Feuerdienst

Feueranbeter, Feuerdienst. Aus dem allgemeinen Elementardienst der Frühzeit rang sich siegreich der Feuerdienst hervor. Zur Quelle des Lichts und der Wärme, der Sonne, wie zu dem flammenden Sternenhimmel wandte sich der Menschheit sehnsüchtiger Blick. Die Sonne war der Erde erster Gott. Anbetung des Feuers und Anbetung durch Feuer treten lebendig hell aus dem Dunkel der mythischen Geschichte. Wohin wir blicken, brennt eine leuchtende Lohe des Dankes gegen die unbekannte Gottheit auf den Altären, die auf den heiligen Bergen des Ostens der Zeit stehen. Opferbrand im Freien, Opferbrand in Tempeln, heilige Feuer, den keuschen Händen reiner Priesterinnen anvertraut, Feuer bei Sonnenwendefesten im scandinavischen und germanischen Norden, Sonnendienst sogar in dem spät erst der alten Welt bekannt gewordenen Amerika in Florida, Peru u. A. Rauch der Tabakpflanzen zu Ehren des großen Geistes, Copaldämpfe dort, Weihrauchwolken und ewige Lichter selbst in den christlichen Tempeln, alles dieses sind deutliche Spuren, wie der Dienst des Feuerelements weit verzweigt, tausendfach verändert und gedeutet, über die ganze Welt verbreitet war. Durch Feuer wurde die Gottheit verehrt, durch Feuer versöhnt, der Flamme wurden die Todten übergeben, schwere Verbrechen durch den Feuertod gebüßt und gesühnt bis auf unsere Zeiten; im Feuer dachte man sich den Weltuntergang, der flammende Götterrauch, Ragnarokur, drohte der nordischen Asenwelt, mit Feuerqual bedrohte jüdische und christliche Religionssage die Gottlosen, ja Läuterungsqualen in Flammen wurden als unabläugbares Dogma in der römischkatholischen Kirche festgesetzt und angenommen. Werfen wir einen Blick auf Indien, so finden wir dort Sonnen-, Planeten- und Feuerdienst, bei den Bramanen, Thier- und Menschenopfer durch Feuertod, nicht minder Selbstaufopferung in Flammen von fanatischen Büßern, von treuen Witwen. Feuer, Mond und Sonne sind Symbole der Fruchtbarkeit, in der Flamme ist Lebensfülle wie Vernichtung, daher auch dort heilige Sagen, daß die Welt im Feuer untergehen werde. War es bei solcher Allverbreitung ein Wunder, wenn ganze große Nationen sich dem Feuerdienst alleinig zuwandten? Dieß führt uns zu den eigentlichen Feueranbetern, den alten Parsen und ihren Priestern, den Magiern. Diesen war das göttliche Weltenfeuer, die Sonne, der große Mittler zwischen Ormuzd und Ahriman, und sie verehrten diesen Mittler unter dem Namen Mitra, (Mithras). Ein heiliges Feuer wurde als Sonnensymbol immerwährend unterhalten, welches vom Himmel gefallen war, die Feueranbetung bildete sich zu einem Gottesdienst aus, der sich über Persien, Medien, Chaldäa, Baktrien und andere Länder verbreitete, und auch selbst in Palästina Anklang fand, da man das heilige Feuer auf den Altären, das nicht verlöschen sollte, so viele auf göttliches Feuer bezügliche Stellen in der heil. Schrift, und den ammonitischen Molochdienst hierher zu rechnen berechtigt ist. Der Mithrasdienst in Persien wurde unter tiefen Mysterien begangen, zumal in der spätern Zeit. Sehr nahe liegt der Gedanke, daß dieses Volk in seiner Urzeit schon dadurch zum Feuerdienst sich wandte und an ihm festhielt, daß es Landstriche bewohnte, in denen Naphtaflammen dem Boden entloderten, vie Feuergeister, in denen selbst auf Seen des schwimmende Erdöl sich entzündete und in flackernder Lohe wie ein Weltbrand gen Himmel schlug. Mußte nicht ein Volk, dem sich die Kraft der Natur so erhaben und furchtbar offenbarte, hier eine Gottheit versichtbart glauben? Mußte es nicht die Sonne als ewig brennenden Feuerherd für den Thron dieser Gottheit, wo nicht für die Gottheit selbst halten? Würdiger war jedenfalls dieser Elementendienst wie der spätere Thierdienst in andern Ländern. Endlich verdrängte die Lehre Muhamed's die Feuerverehrung, ohne sie doch ganz vertilgen zu können. In unzugänglichen Gebirgen, selbst noch in Hindostan, retteten die verfolgten Guebern oder Gauern, die Nachkommen der alten Parsen, sich und ihren Cult vor dem unduldsamen Schwert des Islam, blieben der Sonne treu und unterhielten nur noch in der Nähe von Firuzabad in einer großen Tempelhöhle das heilige Feuer, bis auch dieses erlosch.

–ch–


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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