Karlos, Don

Karlos, Don, Infant von Spanien, den 8. Januar 1545 zu Valladolid geboren, war der Sohn Philipp's II. von Spanien. Von dem Italiener Alfieri, wie von unserm Schiller gleich meisterhaft behandelt, ist das Schicksal des unglücklichen Königsohns überreich an dunkeln Begegnissen und wenn gleich die historische Darstellung von den poetischen Schilderungen weit abweicht, so bleiben die letztern darum ebenso anziehend als die Ereignisse, die sich in des Infanten Leben auf einander drängten, lehrreich und schrecklich. Schon über seiner Jugend schienen finstere Genien zu schweben, seine Geburt tödtete seine Mutter, Krankheiten mißbildeten seine Gestalt und ein verschlossen brütender Charakter wurde durch seine Erziehung nichts weniger als aufgehellt; seine Gemüthsart verwilderte mit dem zunehmenden Alter, Philipp zitterte vor dem Sohne. Karlos feindete des Vaters Günstlinge an und die Spannung erweiterte sich zu offenbaren Mißhälligkeiten, als sich der König mit Elisabeth von Frankreich, der bestimmten Braut des Prinzen, vermählte. Karlos lieh Anschlägen, die den Staat, wie das Leben Philipp's gefährdeten, sein Ohr, und wurde deßhalb auf des Königs Befehl in der Nacht zum 19. Januar 1568 verhaftet. Des Einverständnisses mit den aufrührerischen niederländischen Provinzen angeklagt, außerdem eines verrätherischen Briefwechsels mit der Königin beschuldigt, ward er wenigstens des einen überführt und nach den meisten Angaben im Gefängnisse umgebracht; wahrscheinlicher ist, daß ein hitziges Fieber, durch einen Anfall von Raserei herbeigeführt, seinem Leben am 24. Juli 1568 ein Ende machte. Kurz nach dem Prinzen starb auch Elisabeth und auch ihren Tod schreibt man mit Unrecht dem Könige zu, der sich später mit einer östreichischen Erzherzogin verband.

R.