- Margarethe von Burgund
Margarethe von Burgund, war die Tochter des Grafen von Flandern, Ludwig's von Mecheln, eines braven und ritterlichen Mannes, den seine Zeitgenossen hoch und werth hielten. Sie wurde 1350 geb. und schon 1354, noch nicht vier Jahre alt, an den siebenjährigen Herzog Philipp von Burgund verlobt. Noch vor Vollziehung der Ehe aber starb Philipp, und Margarethe, ein Opfer der Politik, heirathete nach langem Widerstreben von ihrer und ihres Vaters Seite, Philipp den Kühnen, Herzog von Burgund. Ihr jugendliches Herz gehörte längst einem edlen Ritter, dessen Schönheit, Edelmuth und Tapferkeit die allgemeinste Anerkennung erworben; aber die Intriguen ihrer Großmutter, die den Herzog unumschränkt zu beherrschen wußte, räumten jeden Widerstand auf die Seite – es gab ein gebrochenes Herz, einen Hermelin mit Lilien gestickt; denn Philipp war der Sohn Karl's V. von Frankreich, und Flandern und Hennegau kam dadurch an Burgund. Die Ehe konnte nicht unglücklich genannt werden, aber sie war freudenlos. Wechselseitige Achtung zollten sich Philipp und Margarethe; aber lieben konnten sie einander nicht; denn zur Liebe gehört auch das Herz, das Liebe empfängt und empfindet, und sie empfindet, wenn es sie empfängt. Sie gebar ihrem Gatten drei Söhne und drei Töchter und starb 1406. Ihrem Berufe, den Ansprüchen ihres Ranges, dem Gebote ihrer Verwandten war sie nachgekommen – ein blutendes Herz kam in den Silbersarg, der die Gebeine der herrlichen Frau verhüllte – die Thränen, welche sie heimlich vergossen, hat Niemand gezählt, und es ist die Aufgabe eines Dichters, ihre Lebens-, ihre Leidens- und Liebesgeschichte zu schildern! –
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