Pompadour, Marquise von

Pompadour, Marquise von

Pompadour, Marquise von, Jeanne Antoinette Poisson, Marquise von, geb. 1720, von geringer Herkunft, aber schön, und durch ihre Mutter, eine ehrgeizige Frau, die schon früh ihre Hoffnungen auf die Reize der Tochter baute, eine gute Erziehung empfangend, ward sie später mit Herrn Lenormand von Etioles verheirathet. Man beschloß hierauf, die hübsche Fr, v. Etioles müsse die Geliebte Ludwig's XV. werden. Schon versammelte deren Schönheit und Anmuth einen zahlreichen Kreis geistreicher Männer um sich, und bald führte eine Jagd Ludwig XV. in die Nähe ihres Landhauses. Diese Gelegenheit wurde wahrgenommen, um Fr. v. Etioles dem Könige vorzustellen, der sich von dem reizenden Weibe unwiderstehlich angezogen fühlte. Doch erreichte sie ihren Zweck erst nach Verlauf zweier Jahre. Ludwig mochte in dieser leicht und zufällig geknüpften Verbindung Anfangs nichts weiter, als einen angenehmen Zeitvertreib sehen, aber sein natürlich biederer Charakter vermochte den Bitten und Thränen des verführerischen Weibes nicht zu widerstehen. Unter dem Vorwande, vor dem Unwillen des beleidigten Gatten nicht sicher zu sein, bat Fr. v. E. um einen Zufluchtsort in Versailles, den Ludwig ihr nur auf wiederholtes Bitten zugestand. Sie nahm nun ihre Wohnung im Schlosse in der Nähe des Fürsten. Später, als der allgemeine Wunsch der Franzosen Ludwig XV. an die Spitze des Heeres rief, begleitete sie den Geliebten in das Lager. Im Jahre 1745 wurde sie zur Marquise von Pompadour erhoben; und obgleich sie in keiner Beziehung mit der alten Familie dieses Namens stand, hoffte sie doch durch den Glanz desselben ihre geringe Herkunft vergessen zu machen. Gleich zu Anfang ihrer Herrschaft.– anders kann man die Zeit ihres Einflusses nicht nennen – suchte sie vorzugsweise in das Finanzwesen einzugreifen. Sie erhielt einen Jahrgehalt von 240,000 Franken und im Jahr 1756 die Stelle einer Palastdame der Königin, ohne daß diese sich dagegen hätte auflehnen dürfen. Nunmehr war die Marquise v. P. am Ziele ihrer Wünsche; die ausgezeichnetsten Männer und Frauen des Hofes brachten ihr, der mächtigen Günstlingin, ihre Huldigungen dar. Obgleich sie den Sitten und Gebräuchen eines so glänzenden Cirkels fremd war, indem sie nie ganz den Ton und die Gewohnheiten ihres frühern Kreises abzustreifen vermochte, schien sie doch an ihrem Platze zu sein. Der Winter von 1745–46 war einzig den ausgesuchtesten Vergnügungen und Festen gewidmet. Fr. v. P. bewohnte das Schloß Choisi, von wo aus sie unermüdet Alles anordnete und leitete, was ihre reiche Einbildungskraft und ihre Talente an zerstreuender Unterhaltung für den König ersannen, dessen Abneigung gegen alle ernste Geschäfte sie bald kennen gelernt hatte. Voltaire, der sich schon unter denen befunden hatte, die das Haus der Frau von Etioles besuchten, half ihr in der Anordnung der Feste. Zum Lohne für seine Bemühungen wurde er zum gentil-homme ordinaire de la chambre und später zum Historiographen von Frankreich ernannt. Verschiedene andere, mehr oder weniger berühmte Schriftsteller und Künstler verdanken der Marquise Stellen und Jahrgehalte. Ihr Geschmack am Bauen, den sie Ludwig mitzutheilen wußte, wurde von Lenormand v. Tournehem, der zum General-Direktor der Bauten ernannt worden war, begünstigt. Ein unbestrittenes Verdienst bleibt ihr durch die Errichtung einer Militair-Schule. Auch verdankt die nachmals so berühmt gewordene Porzellan-Fabrik in Sevres ihre Entstehung der Fr. v. P. Nachdem die Hilfsquellen, die sie in geselligen Unterhaltungen, zu denen besonders ihre Liebhaberei für das Theater gehört, oder in geistigen Genüssen und in der Liebe zur Kunst gefunden hatte, erschöpft zu sein schienen, suchte sie den König durch beständige Ortsveränderungen zu zerstreuen. Allein die Neigung, die den Monarchen zu den Frauen hinzog, ließ ihn an allem Andern wenig Gefallen finden, und so fühlte Fr. v. P. wohl, daß fortan nur Freundschaft und Gewohnheit, die bei schwachen Seelen oft die Stelle der Leidenschaft vertritt, Ludwig XV. an sie fesseln könne. Besonders glaubte sie durch Einmischen in die Angelegenheiten des Staates mit ihm in engerer Verbindung zu bleiben. Sie war es, die Minister und Generale ernannte; sie empfing die Gesandten fremder Mächte, und besorgte die Correspondenzen mit den auswärtigen Höfen. Da sie aber weder Festigkeit des Charakters, noch des Willens besaß, so geschah es, daß bald Jansenisten, bald Molinisten oder Philosophen, die Gegenstände ihres Wohlwollens oder ihrer kleinlichen Verfolgungen waren; ihr Urtheil war oberflächlich und durch geringfügige Rücksichten bestimmt, die bei der Verwaltung eines Königreiches nicht in Betracht kommen dürfen. Die Prachtliebe der Fr. v. P., die man Sinn für Kunst nannte, veranlaßte Ludwig zu ungeheueren Ausgaben, außer den ansehnlichen Geschenken, die er ihr zukommen ließ. Im Jahr 1752 erhielt sie die Ehre des Tabourets und den Herzogtitel. In den politischen Händeln, in die sie sich verwickelte, war sie selten glücklich; auch hier war Mangel an Festigkeit und der Einfluß kleinlicher Eifersucht ihre schwache Seite. Im Jahr 1757, zur Zeit des unglücklichen Mordversuchs auf Ludwig XV., erhielt Fr. v. P. den Befehl den Hof zu verlassen, als aber jener genas, trat sie wieder mit ihrer früheren Macht auf, und die Minister, die auf ihre Entfernung gedrungen hatten, wurden ihrer Stellen entsetzt. Indem sie den Einflüsterungen des Herzogs von Choiseul, dem sie große Gewalt über sich eingeräumt hatte, Gehör lieh, ist ihr nicht geringer Antheil an der Aufhebung des Jesuitenordens zuzuschreiben. Doch erlebte auch Fr. v. P. die Abnahme ihrer Gunst und ihres Einflusses; Ludwig mochte durch die schlimmen Erfolge ihrer Rathschläge erkaltet sein, da der allgemeine Haß der Franzosen in ihr die Ursache des siebenjährigen Krieges, der so viel Unglück über Frankreich brachte, sah. Fr. v. P. wurde, wie man sagt aus Gram, von einer zehrenden Krankheit ergriffen, an deren Folgen sie den 14. April 1764 zu Versailles starb. Ihre irdischen Ueberreste wurden in der Stille nach Paris gebracht, wo Ludwig XV. sie gleichgiltig an sich vorüber führen sah. Fr. v. P. hatte das 44. Jahr ihres Alters erreicht, von denen zwanzig mit der königlichen Gunst bezeichnet waren. Sie hinterließ sehr interessante Sammlungen von Büchern, Gemälden und Kunstwerken aller Art.

E. v. E.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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