Seife

Seife

Seife Schon in sehr früher Zeit sah man die weißen oder marmorirten Kügelchen und Täfelchen auf den Toilettentischen der Frauen; die Römerinnen kannten eine Menge Seifenkugeln und Essenzen, »Smegmata«, welche die Haut glatt und glänzend machten, und auch in diesem Stücke, wie überhaupt in allen Salben und Spezereien, die nicht chemisch zubereitet werden dürfen, übertrafen die Alten unsere Zeit weit an Erfindsamkeit und Fülle. – Jetzt unterscheidet man die durch Verbindung von Kali oder Natron mit irgend einer Fettart bereitete S., hauptsächlich in harte und in weiche (sogenannte Schmierseife). Erstere ist weiß oder marmorirt, und wird sehr vorzüglich in Genua, Venedig und Alicante bereitet. In Frankreich zeichnen sich in dieser Production Toulon und Marseille aus. Die sogenannte moscowitische, eigentlich russische S., ist ebenfalls in Deutschland sehr beliebt. Die S. von Ancona ist sehr sein und besteht aus Baumöl von Perugia und sicilianischer Bariglia. Noch besser ist die von Gallipoli, welche aus gutem Baumöl und spanischer Soda verfertigt wird. Die venetianische zeichnet sich durch ihre Weiße und Leichtigkeit, die debreczinsche aus Ungarn durch Farbe, Dauerhaftigkeit und große Weichheit aus. Für die beste unter allen morgenländischen S. gilt die aleppische; die smyrnische eignet sich vorzugsweise zum Bleichen des leinenen Garns und der Leinwand; die von der Insel Kandia dient bloß zum Händewaschen. – Die sogenannte Schmierseife ist schwarz oder grün von Farbe, und wird in Menge in Holland, England, den deutschen Seestädten, zu Breslau, Stettin, Abbeville, Amiens etc. bereitet. Zu Amiens fabricirt man auch grüne und rothe, welche sehr gesucht ist. Die neapolitanische Schmierseife ist eine Mittelsorte zwischen der flüssigen und der harten S., schön dunkelgelb und von angenehmem Geruch. – Außer der gemeinen Waschseife verfertigt man nun auch S'n aus Cocosnußöl und Parfumerien überhaupt, namentlich zu Paris, Wien und Berlin. In England gibt es 5 Hauptarten: die Windsorseife, welche von Schweinefett gemacht und mit Kümmel versetzt wird; die Veilchenseife, welche aus Schmeer, Palmöl und Spermacetiblau besteht und nach portugiesischer Essenz und Würznelkenöl duftet; die Benzoeseife, aus Benzoeblüthen; die nach der Goldtulpe oder gelben Levkoje riechende Palmseife aus Palmöl; und die Rosenseife, welche ihren Geruch von der Rosenessenz, in Rosengeist gemischt, erhält. – Fleckkugeln sind die zur Vertilgung von Flecken bestimmte, zu einer Kugel geformte, Compositionen. Die gewöhnlichsten sind: die Chaptalschen, aus weißer marseiller S., Weingeist, Eiern, Terpentinöl und Walkererde; die venetianischen, aus venetianischer S., Spicköl, Ochsengalle und Citronensaft; und die weißen Fleckkugeln, aus Siegelerde, römischem Bolus und etwas Branntweine. – Seifenspiritus ist eine Auflösung von S. in Weingeist.

V.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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  • Seife [4] — Seife und Seifenpulver. Der stets wachsende Bedarf der Kunstbutterfabriken an guten Fetten aller Art, die früher hauptsächlich in der Seifenfabrikation Verwendung fanden, hat bereits vor dem Kriege in dieser einen Notstand hervorgerufen, der sie… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Seife [3] — Seife. ^– In neuerer Zeit haben viele Seifenfabriken angefangen, Fettsäuren mit Lösungen von kohlensauren Alkalien in Seife überzuführen. Diese sogenannte Karbonatverseifung wird in folgender Weise ausgeführt: Die zuvor genau berechnete… …   Lexikon der gesamten Technik

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  • Seife — Seife: Das westgerm. Substantiv mhd. seife, ahd. seifa, seipfa, niederl. zeep, engl. soap, das im Ahd. und Aengl. auch »‹tropfendes› Harz« bedeutete, gehört mit mhd. sīfen, aengl. sīpian »tröpfeln, sickern« zu der unter ↑ Sieb behandelten… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Seife — Sf std. (8. Jh.), mhd. seife, ahd. seiffa, mndd. sēpe, mndl. sēpe Stammwort. Entsprechend ae. sāpe. Ae. sāp, ahd. seifa bedeuten Harz , das Wort Seife kann eine Zugehörigkeitsbildung dazu sein. Das Harz wiederum kann als das Tröpfelnde bezeichnet …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Seife — Seife, 1) (Chem.), die Fette lassen sich in chemischer Beziehung betrachten als Salze, welche aus einer od. mehren eigenthümlichen Säuren, die bei gewöhnlicher Temperatur theils flüssig, theils fest sind, u. einer gemeinsamen Base, dem Lipyloxyd… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Seife — Seife, das Produkt der Einwirkung von ätzenden Alkalien und Wasser auf Fette. Letztere bestehen aus Glyzeriden der Stearinsäure, Palmitinsäure und Ölsäure (Stearin, Palmitin und Olein), und diese Fettsäureglyzerylester werden durch Lösungen von… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Seife — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Seifenoper Bsp.: • Nimm viel Seife und Wasser! • Ich habe Seife …   Deutsch Wörterbuch

  • Seife — Seife, zum Waschen dienendes chem. techn. Produkt, das beim Versieden von Fetten mit Kali oder Natronlauge, sowie beim Neutralisieren von Fettsäuren mit Alkalien oder kohlensauren Alkalien entsteht. Die dabei stattfindende chem. Reaktion,… …   Kleines Konversations-Lexikon

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