- Aura, die Heilige
Aura, die Heilige, eine Jungfrau, die zu den Zeiten des Kaisers Heraklius in Paris hoch angesehen und berühmt war. Der Bischof Eligius daselbst hatte sie zur Aebtissin des von ihr erbauten Klosters von dreihundert Nonnen ernannt, wo sie durch den Ruf ihrer Heiligkeit und der Wunderwerke, die sie verrichtete, sich zu einem Gegenstande allgemeiner Bewunderung und großer Verehrung erhob. Unter ihre Gaben, Wunder zu bewirken, gehört auch die Auferweckung der Todten. So war einst eine Ausgeberin ihres Klosters plötzlich in ihrer Abwesenheit gestorben, und hatte nicht zuvor Rechnung ablegen und die ihr anvertrauten Schlüssel zurückgeben können. Aura's Gebet rief ihre Seele zurück, die erst dann wieder zu der ewigen Ruhe einging, nachdem sie jenen irdischen Pflichten Genüge geleistet hatte. Nach einiger Zeit verließ sie ihr Kloster, und wandelte, Segen austheilend und das Wort des Herrn verkündend, im Lande umher. Hier traf sie auf einen Geistlichen, der bei'm Messelesen einige Worte des Evangeliums falsch aussprach. Entrüstet hierüber riß sie ihm die Stola vom Halse, und las nun das Evangelium selber mit lauter Stimme vor. Hierauf verschloß sie sich sieben Jahre ganz allein in eine Zelle, wo Beten und Kasteien ihre Hauptbeschäftigungen waren. Nach Ablauf dieser Zeit erschien ihr im Traum der schon längst gestorbene Bischof Eligius, und verkündete ihr, daß der Tod bereit sei, sie abzurufen aus dem Kreise der Lebenden. Der Traum ging in Erfüllung, und man begrub sie in dem Kloster, wo sie Aebtissin gewesen war. Ein Bischof von Syrien nahm von ihr einen Arm, mit welchem eine blinde Nonne ihre erloschenen Augen berührt hatte, die dadurch wieder sehend wurden, mit sich in sein Vaterland, und bestattete ihn dort in der ihr zu Ehren erbauten Kirche. Ihr Andenken wird den 5. October gefeiert.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.