- Achilles
Achilles. Den berühmten Namen Achilles führen in vorzeitlichen Heroensagen vier und funfzig Männer. Der berühmteste aber ist jener Held der unsterblichen Gesänge Homer's, den dieser in der Ilias feiert. Thetis, die zauberschöne, silberfüßige Nerëide, gebar ihn dem Peleus, ihrem sterblichen Gatten. Dieser ließ den Knaben von Chiron erziehen, der ihm Herzen und Mark wilder Thiere zur Speise gab, seine Kraft zu nähren, und ihn in Jagd, Heilkunde und Musik unterrichtete. Als der Knabe neun Jahre zählte, weissagte von ihm der Seher Kalchas, daß ohne ihn Troja nicht fallen werde. Thetis sah ahnungsvoll in die Zukunft, und wollte den Sohn jenem verderblichen Heereszuge entziehen; sie brachte ihn, als Mädchen verkleidet, zu Lykomedes, aber Kalchas verrieth sein Versteck und der listige Odysseus entdeckte ihn bald. Er mußte mit gegen Troja ziehen. Er war der tapferste, der schönste, der liebenswürdigste der griechischen Helden. Schon unterwegs, und während der langen Belagerung Troja's eroberte er drei und zwanzig Städte; er erbeutete die schöne Brisëis, und vermählte sich mit ihr, aber später wurde sie ihm von Agamemnon entrissen. Darüber entstand große und verderbliche Spaltung im Heer, und Achilles verweigerte lange, zum verderblichen Nachtheil der Griechen, die Hilfe seines tapfern Armes. Erst als die Troer so weit vorgedrungen waren, daß sie eines der griechischen Schiffe in Brand steckten, sandte der zürnende Held seinen Freund Patroklus in seiner Rüstung gegen die Troer. Aber Patroklus fiel durch Hektor's Hand, und an diesem nun übte Achilles furchtbare Rache. Doch er, den einst Zeus auf Thetis Bitten dadurch unverwundbar gemacht, daß ihn seine Mutter in den Styx tauchen mußte, wobei nur die Ferse, an der sie den Knaben hielt, verwundbar blieb, fiel von einem Pfeile, den Paris entsendete, in diese Ferse getroffen. Die Griechen errichteten ihm ein Grabmal am sigäischen Vorgebirge, seine Seele aber wohnte auf den seligen Inseln, wo ihn Iphigenia, die Tochter Agamemnon's, die er einst schirmend vom Opfertode retten wollte, als jugendliche, unsterblich blühende Gemahlin beglückt.
–ch–
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.