Antoinette von Frankreich

Antoinette von Frankreich

Antoinette von Frankreich Maria, Königin von Frankreich, geborne Erzherzogin von Oestreich, erblickte das Licht der Welt zu Wien den 2. November 1755. Ihr Vater war Kaiser Franz I., ihre Mutter die berühmte Maria Theresia, die sich Mühe gab, durch eine sorgfältige Erziehung die glänzenden Fähigkeiten dieser Tochter auszubilden. In ihrem funfzehnten Jahre wurde sie mit dem Dauphin von Frankreich, nachmaligem König Ludwig XVI. vermählt. Hatte ihre Reise nach Paris einem Triumphzuge geglichen, auf dem Jedermann ihrer Schönheit und Anmuth huldigte, die durch die liebenswürdigste Herablassung noch einen Reiz mehr empfing, so war als Gegensatz ihre Ankunft von trüben Vorzeichen begleitet, die ihre Hochzeit störten. Am sechszehnten Mai, dem Tage der Vermählung, zogen, unmittelbar nach der Trauungsceremonie schwere Gewitterwolken am Himmel auf und verdüsterten die Luft, das fröhliche Gewühl der Straßen gewaltsam verdrängend. Am 30. Mai, wo die Stadt Paris dem neuvermählten Paare ein glänzendes Fest gab, ereignete sich durch den Einsturz eines schlecht gebauten Gerüstes für die Zuschauer und durch den Mangel zweckmäßiger Polizeimaßregeln ein ungeheures Unglück, indem über zwölfhundert Menschen auf eine klägliche Weise umkamen. Der tiefe Schmerz und der lebhafte Eifer, zu helfen und zu lindern, beurkundete damals die Herzennsgüte der Dauphine. Aber dasselbe Volk, das sie einst so jubelnd empfangen, überhäufte sie bald mit Tadel und bittern Schmähungen, Die üble Staatswirthschaft, der gänzliche Verfall der Finanzen und der gesunkene Credit, Dinge, die man zum Theil den Einwirkungen der Königin Schuld gab, führten endlich die Revolution mit allen ihren Gräueln herbei. Doch das Unglück war für Maria Antoinette eine gute Schule, denn hier entwickelte sie Muth, Größe der Seele und Festigkeit des Charakters. Von dem Augenblicke an, wo die Wuth des Volkes ihr Leben bedrohte und die für sie noch weit schrecklichere Gefahr sie umschwebte, für das Leben der Ihrigen zittern zu müssen, fand sie die Würde und Kraft wieder, deren sie im Rausche des Glückes nicht bedurft. Ihre Aeußerungen und Antworten so wie ihre Haltung und ihr ganzes Benehmen trugen den Stempel eines tiefen Schmerzes, der aber durch eine fromme Ergebung und die zuversichtliche Hoffnung auf Jenseits sie über jede irdische Erniedrigung erhob. Mit ruhiger Fassung hörte sie ihr Todesurtheil an, und ihr tiefer Schlaf war sanft wie der eines unschuldigen Kindes. Als sie den Karren bestieg, der sie zum Schaffot führte, erbebte das Volk in Mitleiden und ehrte durch tiefe Stille das Unglück, das sie mit Gelassenheit trug, obgleich man von mehrern Seiten durch bezahlte Unruhstifter zu Lärm und Beleidigungen aufzuwiegeln strebte. Nach einem kurzen Gebet legte sie ihr Haupt ruhig nieder und starb unter dem Beile der Guillotine den 16. October 1793 in ihrem 38. Jahre.

A.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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