- Puder
Puder, für das Haar, um diesem eine andere Farbe zu geben, kannten schon Hebräer, Griechen und Römer. Gleich dem Könige Salomo ließen mehre römische Kaiser ihre Leibwachen mit Goldstaub pudern, und streuten selbst dergleichen ins Haar, um blond zu sein. Allein dem Alter vorzugreifen und sechszehnjährige Häupter, ja Kindesköpfe weiß zu pudern, dieß blieb Frankreich vorbehalten, und hatte wahrscheinlich eine bejahrte Kokette, die ihr ergrautes Haar damit verbergen wollte, zur Erfinderin. Der Puder überhaupt florirte zur Perrückenzeit unter den 4 letzten Ludwigen, XIII. bis XVI. Man hatte ihn weiß, blond und grau, ja einige Modethoren und Thörinnen trieben diese Manie soweit, daß sie die Mährchen von Feen und Nixen mit rosa und grünem Haar verwirklichten und dergleichen Puder aufstreuten. Der Friseur, welcher damals an keiner Toilette von Bedeutung fehlen durfte, stäubte den Puder mittelst eines Beutels von gefaltetem Leder (Puderpuster) oder einer in den Puder getauchten Quaste, auf die Haargebäude, welche seine kunstgeübte Hand aufthürmte. Wie ein sanfter Reif mußte er auf dem Gelock lagern, und wenn ihn der umgehangne Pudermantel von der Kleidung abhielt, so schabte ihn das stumpfe Pudermesser von Stirn und Nacken. Man begreift, welche Zartheit dies Geschäft erforderte und welche Wichtigkeit es dem beilegen mußte, der es zur Zufriedenheit der Damen übte. Leroi, Maria Antoinetten's unvergleichlicher Friseur, der große Puderkönig, und Leonard, sein ruhmgekrönter Nachfolger, wie viele Seufzer kosteten sie unsern von Paris fernen Großmüttern, und wie glücklich sind wir, daß unser puderloses Haar ihrer Kunst nicht mehr bedarf. Daß aber das feingesiebte Stärkemehl, Puder genannt, uns nicht mehr lästig fällt, verdanken wir nächst der Revolution dem ehrwürdigen Basedow, der durch kräftiges Wort zunächst die Kindheit und Jugend nebst andern physischen und moralischen Plagen, von ihm und der Schnürbrust befreite.
F.
http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.