- Templerorden
Templerorden. Von jener Zeit an, wo Gottfried von Bouillon zuerst die Fahne des Kreuzes wallen ließ am heiligen Jordan, hefteten sich die Blicke von ganz Europa mit schwärmerischer Sehnsucht auf die ewig theuere Ruhestätte des göttlichen Erlösers; und fromme Pilgrime wanderten aus den entferntesten Ländern herbei, um in Palästina das Andenken des erhabenen Lehrers zu ehren. Zum Schutze dieser Wallfahrtenden traten im Jahre 1119 unter Hugo von Payens neun französische Ritter zu Jerusalem zusammen, und gelobten, keusch, gehorsam und nur im Dienst des Erlösers zu leben. Von dem damaligen Patriarchen der heiligen Stadt bestätigt, erhielt der junge Orden vom König Balduin II. eine Wohnung neben dem Tempel Salomo's eingeräumt; daher der Name Templer. Das Ordenskleid bestand aus einem weißen, leinenen Mantel, seit der Mitte des 12. Jahrh. mit einem achtspitzigen blutrothen Kreuze versehen, und einem weißen, leinenen Gürtel. Auf der Kirchenversammlung zu Troyes (1127) erhielten die T. ihre eigene Ordensregel. Bereits 40 Jahre nach dem Entstehen des Ordens hatte derselbe eine große Verbreitung gefunden. Später theilte er sich in Zungen; der Großmeister erhielt fürstlichen Rang; nach ihm kamen der Großcomthur, dann der Großprior, Seneschall etc.; und 90 Jahre später besaß der Orden über 9000 Comthureien, Prioreien, Tempelhöfe etc. mit liegenden Gründen. Doch eben so schnell erhoben sich auch lebhafte Klagen über seine Anmaßungen, Treulosigkeiten und Ausschweifungen; oft sogar verband er sich heimlich mit seinen Erbfeinden, den Saracenen; wie wohl viele dieser Beschuldigungen auf Rechnung des Neides von Seiten der Fürsten und Geistlichkeit kommen. Bei dem Sturze des christlichen Reichs im Orient (1291) mußten die T. ebenfalls ihren alten Wohnsitz räumen; der Großmeister nahm seine Residenz auf der Insel Cypern; und von hier aus setzten sie ihre Kriege gegen die Saracenen fort. Doch immer heftigere Vorwürfe erhoben sich gegen die Ritter; namentlich waren es, Philipp der Schöne, König von Frankreich und der Papst Clemens V., welche sich zu ihrem Sturze vereinigten. Auf ihre Verabredung wurde der Großmeister Jacob Bernhard von Molay von Cypern 1306 nach Paris gelockt, hier aber nebst allen sich in Frankreich befindenden T. gefangen genommen, und ein Prozeeröffnet, welcher bis zum 5. Juni 1310 währte, in dessen Folge man 56 Ritter, unter ihnen Jacob Molay und der 80 jährige Großprior Guido von der Normandie öffentlich verbrannte, und in einer päpstlichen Bulle die Aufhebung des Ordens erklärt wurde. Zuerst folgte König Karl II. von Sicilien nach Philipp dem Schönen diesem Gebote und theilte sich mit dem Papste in die Templerschätze. In Italien, England und Cypern wurden ihre Güter den Hospitalitern, in Spanien dem Orden von Calatrava geschenkt, in andern Gegenden kamen sie in den Besitz der Johanniter (s. d). Im 14. Jahrhunderte war der Orden überall erloschen: aber die zahlreich vcn ihm erbauten Tempelhäuser und Kapellen gaben noch lange Zeit sprechendes Zeugniß von seiner Größe und Herrlichkeit. Unter diesen Monumenten erwähnen wir den Tempel, le temple, in Paris, in welchem Ludwig XVI. 1793 mit seiner Familie gefangen saß.
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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.