- Chateaubriant, Gräfin von
Chateaubriant, Gräfin von, Francisca von Foix, Gräfin, eine eben so schöne als unglückliche Frau, zu deren Füßen ein König seine Huldigungen niederlegte, und welche von der Hand des eigenen Gatten den Tod erleiden sollte. Sie war im Jahre 1495 geboren und schon in ihrem zwölften Jahre dem Grafen von Chateaubriant vermählt worden. Um seine junge Frau, die mit allen Reizen der höchsten Anmuth geschmückt war, den Augen der Welt zu entziehen, um sie so vor den Verführungen eines sittenlosen Hofes zu bewahren, reif'te der glückliche Graf mit ihr auf eines seiner Schlösser, das, von der Residenz entfernt, ihm den seltenen Schatz in ungetrübtem Besitz bergen sollte. Aber auch von dort drang die Kunde von der hohen Schönheit der Gräfin bis zu Franz I., der sich von der gepriesenen Anmuth überzeugen wollte, und den Grafen veranlaßte, seine Frau an den Hof zu bringen. Der List einiger Höflinge gelang es, die schöne Verborgene, der Anordnung ihres Gemahls zuwider, dem Könige vorzustellen, der alle seine Erwartungen übertroffen fand und ihr mit den ausgesuchtesten Huldigungen begegnete. Gefoltert von den Harpyien der Eifersucht, und in blinder Leidenschaft die Schuldlose verdammend, verließ ihr Gemahl den Hof, und Franciska gewann jetzt über das Herz des Königs den entschiedensten Einfluß, Da rief diesen der Verlust von Mailand nach Italien, und die Gräfin war während der Abwesenheit des Geliebten den Verfolgungen ihrer Feinde, worunter die Mutter Franz's I., Anna von Savoyen, war, ausgesetzt. Demüthigungen aller Art, und endlich die Kränkung, sich nach des Königs Rückkehr von diesem zurückgesetzt, und dagegen die Herzogin von Estampes vorgezogen zu sehen, veranlaßten sie, sich vom Hofe zurückzuziehen und mit ihrem Gatten auszusöhnen; allein dieser, überzeugt, in seinen heiligsten Rechten beeinträchtigt worden zu sein, hatte unterdessen die blutigste Rache ersonnen; er empfing sie anscheinend ruhig, aber nur zu bald warf er die Maske der Verstellung ab. Ohne das furchtbare Schicksal zu ahnen, welches ihr bevorstand, sah sich die unglückliche Frau eines Tages in ihrem Zimmer plötzlich von dem Grafen und einigen Begleitern überfallen und gefesselt. Weder die zärtlichsten Bitten, noch die heiligsten Betheuerungen ihrer Unschuld und Reue waren im Stande, das Herz eines Mannes zu rühren, der in ihrem Besitze einst sein höchstes Lebensglück zu finden wähnte. Auf seinen Befehl wurden der Unglücklichen an Armen und Füßen die Adern geöffnet, und erst mit dem entflohenen Leben schien seine Rache befriedigt. Nach vollbrachter That floh er aus Frankreich, kehrte aber später an den Hof zurück, nachdem er die Herrschaft Chateaubriant dem Connetable von Montmorency geschenkt und dadurch das Andenken seiner blutigen Schuld verlöscht hatte. Franz I. aber vergaß in dem Umgange mit seiner neuen Freundin das unglückliche Opfer, das den Fehltritt, von ihm geliebt zu werden, mit dem Leben gebüßt hatte.
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