Fodor-Mainville, Josephine

Fodor-Mainville, Josephine

Fodor-Mainville, Josephine, eine Sängerin, deren Ruhm durch ganz Europa ertönt, so daß ihr nur sehr wenige Namen an die Seite gesetzt werden dürfen, ist die Tochter des bekannten Violinspielers Fodor und 1793 in Paris geboren. Kaum der Wiege entwachsen, reiste sie in Begleitung ihres Vaters und ihrer Brüder, welche sich gleich ihr der Musik widmen sollten, nach Petersburg und erntete daselbst, erst 11 Jahr alt, durch die seltene Fertigkeit, mit der sie die Harfe und das Pianoforte spielte, reichen Beifall. Bald darauf betrat sie das Theater als Sänge#150; rin. Das entschiedene Talent, welches sich in ihr entwickelte, mußte schon im Anfange seiner Entfaltung allgemein ansprechen, und so geschah es, daß sie in einem Alter von 17 Jahren bereits eine Höhe des Ruhmes erreicht hatte, die überhaupt von Wenigen und auch von diesen erst im reiferen Alter gewonnen wird. Mit dem Schauspieler Mainville verheirathet, sang sie an den Hosen von Schweden und Dänemark, und begab sich dann, bei dem théàtre Feydeau engagirt, nach Paris. Hier, in der Hauptstadt der Kunst, konnte ihr Werth nicht lange verborgen bleiben, sie ward Primadonna bei der italienischen Oper und feierte hier, wie in London und Venedig, die glänzendsten Triumphe. Als die erste dramatische Sängerin Europa's füllte ihr Name allein mehrere Jahre hindurch das italienische Theater in Paris und ward dann die Hauptstütze der Unternehmungen Barbaja's in Italien. Neapel, Rom, Florenz, Verona, Bologna, Mailand begrüßten sie mit der rauschendsten Bewunderung, und neue Kränze errang sie, als sie 1823 in Wien auftrat. Venedig prägte ihr zu Ehren eine goldene Medaille, und ganz Italien erkannte ihr einstimmig und begeistert den Namen der »Königin des Gesanges« zu. Eben so vollendet in ernsten und erhabenen Darstellungen, wie in heiter anmuthigen Partien, vereinigte sie mit der glänzendsten Ausbildung der Stimme den edelsten Ausdruck und eine Zartheit im Vortrage, die man vor ihr nirgends gekannt hatte. In der Rolle der Semiramis, die sie allein in Wien 60 Mal singen mußte, trat sie am 9. September 1825 wieder in Paris auf, und diese erste war zugleich ihre letzte Vorstellung; ihre Stimme wurde plötzlich so schwach, daß sie von der Bühne abgehen mußte, auf der sie eine so außerordentliche Erscheinung gewesen war. Der Geist, welchen sie in ihre Hauptrollen, die Desdemona, Rosine etc., zu legen gewußt hatte, lebte zum Theil in der Sontag fort, welche ihr die Vollendung ihrer Entwickelung verdankt; Madame Fodor-Mainville selbst versuchte sich zwar später noch ein Mal auf dem Theater San Carlo in Neapel, doch war der Erfolg bei Weitem nicht der frühere.

T.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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