Karoline Am. Elis., Prinzessin von Wales

Karoline Am. Elis., Prinzessin von Wales

Karoline Am. Elis., Prinzessin von Wales, Amalie Elisabeth von Wales, die Tochter des Herzogs Karl Wilh. Ferd. von Braunschweig, wurde den 17. Mai 1768 zu Braunschweig geboren und im April 1795 mit dem Prinzregenten von England, nachmaligem König Georg III.. vermählt. Weder wechselseitige Neigung, noch das Zusammentreffen glücklicher Umstände begünstigte diese Verbindung. Schon vor der Geburt der Prinzessin Charlotte (s. d.), kaum ein Jahr nach der Verbindung, führten Mißhelligkeiten eine Trennung herbei, in Folge welcher beide Gatten den wechselseitigen Umgang vermieden. Diese Entfernung dauerte 10 Jahre, als verleumderische Gerüchte die Prinzessin eines sträflichen Umganges mit dem Capitain Manby und dem Admiral Sir Sidney Smith beschuldigten. Der König, des Prinzregenten Vater, sah sich veranlaßt, die Sache untersuchen zu lassen. Eine Commission von Lords unterzog sich diesem Auftrage, und die Königin wurde von jedem entehrenden Verdachte frei gesprochen; doch mit dem Bemerken, das Betragen der Prinzessin sei nicht immer frei von Unbedachtsamkeiten gewesen. Um ihr auch vor den Augen der Welt eine Ehrenerklärung zu geben, besuchte sie der König auf ihrem Landsitze, welchem Beispiele seine übrigen Söhne, ihre Schwäger, folgten. So lebte die Prinzessin in ihrer Einsamkeit, auf einen kleinen Kreis beschränkt und nur in der Lectüre und Musik, in Spaziergängen und Kunstarbeiten ihre Erholung suchend, bis zum Januar 1813. Man hatte schon längst ihre Tochter von ihr getrennt; doch erhielt sie in der ersteren Zeit häufig Besuche von ihr; diese wurden inzwischen immer sparsamer und blieben zuletzt gänzlich aus. Darüber beschwerte sie sich in einem von ihrem Rathgeber Brougham abgefaßten Briefe an ihren Gemahl, welcher aber zweimal uneröffnet zurückgesendet wurde; erst zum dritten Male ward er angenommen, erschien aber gleich darauf in einem öffentlichen Blatte abgedruckt. Diese Publikation war ein Mißgriff und ward zugleich eine Herausforderung für vieles darauf Folgende. Der Prinz-Regent übergab die Prüfung dieser Sache dem Ministerium, und dieses entschied, daß die Prinzessin in jeder Beziehung jener eben erwähnten sträflichen Verhältnisse unschuldig sei, daß aber Seitens des Regenten Gründe obwalteten, welche eine Beschränkung des Umganges zwischen Mutter und Tochter nothwendig machten. – Jetzt verlangte die Prinzessin öffentlich vor dem Parlamente gerichtet zu werden. Diesem Antrage wurde jedoch nicht Folge geleistet. – 1814 verließ sie mit Bewilligung ihres Gemahls England, reiste durch Deutschland und Italien, ging über Algier nach Constantinopel, nach Jerusalem u. a. O. Sie hielt sich, von da zurückgekehrt, bald zu Rom, bald auf einer Villa am Comersee auf und stiftete einen eigenen Orden, den Karolinenorden, mit welchem sie Personen ihrer Umgebung decorirte. Auch ward sie überall als eine Wohlthäterin der Armen gepriesen. – Von Italien aus verbreiteten sich jetzt abermals Gerüchte über den vorgeblich anstößigen Lebenswandel mit einem gewissen Pergami, den sie von der niedern Stufe eines Dieners zu ihrem Günstling erhoben und zum Baron und Ordensritter hatte creiren lassen. – Als Georg den Königsthron bestieg, ließ er der Prinzessin den Antrag machen, auf den Titel einer Königin von England und jeden auf die königliche Familie Bezug habenden andern zu verzichten, dagegen aber, nebst den schon bezogenen jährlichen 100,000 Pfd., noch eine jährliche Pension von 500,000 Pfd. anzunehmen. Die Prinzessin wies diesen Antrag von sich und beklagte sich bitter über das lästige Nachforschen englischer Agenten, welche sie bis in ihre Einsamkeit verfolgten. Es gingen damals Gerüchte, man habe ihr sogar nach dem Leben gestellt! – Sie kehrte gleich darauf nach England zurück und nahm den Titel und die Gerechtsame einer Königin in Anspruch. Das Volk, welches die Königin für schuldlos und das Ganze nur für ein Gewebe von Hofintriguen hielt, empfing sie bei ihrer Landung zu Dover den 5. Juni 1820 mit Jubel und geleitete sie im Triumphe nach London. – Hier ward sie sogleich von Lord Liverpool im Namen des Königs öffentlich vor dem Parlamente des Ehebruchs angeklagt. – Die Regierung ließ fast aus allen Ländern Zeugen verschreiben, welche die Königin dieses Vergehens überführen sollten. Aber das Resultat der langwierigen, oft an das Indecente streifenden Untersuchung, waren leere Verdachtsgründe. Die Regierung hatte trotz aller Machinationen im Oberhause nur die geringe Majorität von 28 Stimmen für das »Schuldig« und folglich die gewisse Aussicht einer eklatanten Freisprechung der Königin, und so ließ sie die Klage fallen. Brougham, der Verfasser jenes Briefes, war auch vor dem Parlamente der Vertheidiger der Königin gewesen und erfocht diesen glänzenden Sieg. Sie lebte nun entfernt vom Hofe in Brandenburgshouse und verlangte 1821, als der König gekrönt wurde, mit gekrönt zu werden; als man ihr dieß aber verweigerte, begehrte sie, den Feierlichkeiten beizuwohnen. Man versagte ihr jedoch auch dieses und den Eintritt in die Westminsterabtei. Bald darauf starb die Königin plötzlich, wahrscheinlich in Folge der Gemüthsbewegungen der letzten Zeit. Andere Gerüchte über ihre Todesart fanden durchaus keine Bestätigung. Die allgemeine Meinung in England sprach die Königin von den ihr zur Last gelegten Vergehen frei, legte ihr aber Mißgriffe und Sonderbarkeiten zur Last, welche nothwendiger Weise in den Augen ihrer Feinde zu jenem Verdachte führen mußten. Merkwürdig bleibt es immer, daß General Douglas, ein sehr geachteter Mann, und seine Frau schon bei der ersten Anklage vor dem Parlamente eidlich erhärten wollten, daß die Königin (damals noch Prinzregentin) zur Zeit ihrer ersten Trennung in unerlaubter Verbindung Mutter eines Knaben, Namens Billy Austin, geworden sei.

R.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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