- Neuguinea
Neuguinea, große australische Insel, im Norden der Carpentariabucht, 1527 entdeckt, im Innern noch undurchforscht und nur die Küstenstriche von Seefahrern besucht. Der Boden ist Gebirgsrücken, die Vegetation unter dem tropischen Himmel aber farbenreich und fast überkräftig, der Horizont ein ewiger Azur, die Erde ein grünes Gewand voll seltsamer Blumen und üppiger Farrenkräuter. Seewinde kühlen die Atmosphäre, mächtige Vulkane ragen bis in die Schneeregion empor, das Meer klar und spiegelrein schäumt in zahlreichen Buchten zwischen zahllosen Rissen und Klippen an das gesegnete Uferland. Wie schwimmende Gärten erscheinen dem Seefahrer die vielen grünbewaldeten Inselchen, welche das Haupteiland wie einen Feenaufenthalt umdrängen. Ungeheure vegetabilische und mineralische Schätze birgt das Innere des Landes, paradiesisch sind die Landschaftsscenen, pitoresk die Aussichten auf jedem Standpunkte, überall die Gestade mit Palmen, Pisangs, Kokosnüssen, Limonien und Pomeranzen bedeckt. Man findet Sandel und Ebenholz, Benzoe, Drachenblut und Gummi in Fülle. Die Sagopalme ist häufig, ebenso die Muskatnuß, an Gewürzen ein nicht zu schätzender Ueberfluß. Die köstlichsten Fische, Austern, Muscheln, Schildkröten, Perlenmuscheln etc. bewohnen die Gewässer. In den Hainen schwärmen die herrlichen Königsparadiesvögel, unzählige Papageien, Loris, Krontauber, Muskattauber, fuchsähnliche Hunde etc. Sonst ist Neug. arm an Animalien. Die Ew., welche diesen Landstrich von 13,000 Quadrat M. bewohnen, sollen sich auf 2 Mill. belaufen. Sie sind vollkommen Wilde, Australneger von schwärzlicher Hautfarbe, mit aufgeworfnen Lippen, platten Nasen, krausem Haare; die Gesichtsbildung der Frauen ist nicht unangenehm, auffallend klein sind ihre Hände und Füße, ungemein reizend erscheinen sie, wenn sie lachen. Sie gehen meist nackt, nur mit einer Matte um den Gürtel bekleidet. Man durchbohrt Nasenknorpel und Ohren und schmückt sich mit Ringen und Glaskorallen oder Muscheln. Die Wohnungen liegen zerstreut, der Hausrath ist einfach, die Lebensart unkultivirt. Nur Tage lang hat Europa seine Bildung hierher gebracht, und die Berichte selbst neuerer Reisender widersprechen sich in der Schilderung der Sitten und des Charakters dieses Volkes fast immer. 1836 haben die Engländer eine Niederlassung hier gegründet, und von ihnen erwarten wir neue Aufschlüsse über dieses noch im fabelhaften Dunkel schwebende Götterland.
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http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.