Camoens, Luis de

Camoens, Luis de

Camoens, Luis de, Luis de, Portugals größter Dichter, einer der außerordentlichsten Menschen, berühmt durch sein Genie, wie durch seine Schicksale. Sein Leben ist eine Elegie voll endloser Schmerzen und Entsagungen. Unerkannt, unbelohnt, ungefeiert, trug er ein langes, freudeloses, mit den Dornen des Mißgeschickes durchflochtenes Dasein. Nicht um seine Schläfe, erst um seinen Sarkophag wand sich der Lorber und das Angedenken dessen, der im Leben gedarbt, der keinen Raum sein nannte, wohin er das sterbende Haupt hätte legen können, verherrlichte erst später ein prachtvolles Mauseleum. Den spätern Jahrhunderten blieb es vorbehalten, gerecht zu werden gegen den Dichter und seinem Werke, und einen Theil der Schuld abzutragen, welche als ewiger Vorwurf seine Zeitgenossen trifft. Wie Tasso mußte er ein Leben durchkämpfen, um erst über der Schwelle des Todes die Palme und den wohlverdienten Ehrenkranz »Von Tausenden gesucht und nicht errungen,« zu erwerben – Camoens wurde 1524 zu Lissabon geboren, studirte zu Coimbra, kehrte reich an Kenntnissen in die Hauptstadt zurück, wo ihm seine Liebenswürdigkeit vielfache Theilnahme erwarb. Er verliebte sich hier in eine Hofdame, Namens Caterina de Altayda, feierte sie in seinen Gedichten, bestand ihretwegen einen Zweikampf, und wurde, da man die Liebesbewerbung eines schlichten Edelmanns zu einer Dame des Hofes für ein Verbrechen hielt, nach Santarem verbannt. Mißmuthig darüber und um den Schmerz der Trennung zu ertödten, nahm er freiwillig Kriegsdienste auf der portugiesischen Flotte, welche gegen die Mauren in Afrika bestimmt war. Er focht heldenmüthig, aber das Schicksal hemmte seine weitere kriegerische Laufbahn: eine Kugel raubte ihm vor Ceuta das rechte Auge. Er sah sich genöthigt nach Lissabon zurückzukehren. – Auf die Anerkennung seines Dichterwerthes hatte der Edle schon verzichtet, obgleich er bis zum letzten Athemzuge Dichter blieb; denn der Geschmack der damaligen Zeit gefiel sich in einer kalten und steifen Nachahmung der alten Classiker. Er hoffte aber, man würde wenigstens den verwundeten Krieger ehren und belohnen. Auch diese Erwartung wurde getäuscht. Und dennoch liebte er das undankbare Vaterland mit aller Gluth seiner dichterischen Seele, brannte für seinen Ruhm, seine große Vergangenheit. Er beschloß, die Heimath zu verlassen, um sie nicht hassen zu müssen, und schiffte sich 1553 auf der Escadre, welche dem König von Kochim zu Hilfe eilte, nach Ostindien ein. Ein Sturm vernichtete die Expedition, nur das Schiff, worauf sich Camoens befand, erreichte glücklich den Hafen von Goa. – Neuerdings wurden seine Hoffnungen vernichtet; um sein Dasein zu fristen, mußte er als Freiwilliger an mehrern Feldzügen in Indien und gegen die arabischen Korsaren Theil nehmen. Ueber die schlechte Verwaltung in Indien schrieb er im gerechten Unwillen ein paar Satiren, was zur Folge hatte, daß er vom Gouverneur auf die chinesische Insel Macao verwiesen wurde. Hier dichtete er in einer Grotte, fern von aller menschlichen Gemeinschaft, nur im Anschauen der riesigen, erhabenen Natur lebend und an den großen Erinnerungen seines Volkes schwelgend, die »Lusiade,« sein Hauptwerk, ein episches Gedicht, welches die kühne Entdeckungsreise und die Ercberungssahrten Vasco de Gama's zum Gegenstande hat. – Auch hier hatte er nur ein kümmerliches Auskommen. Der Tod des Gouverneurs schien seine Lage zu verbessern, denn der Nachfolger desselben, Constancio de Braganza, rief ihn zurück aus seiner Verbannung. Auf der Fahrt nach Goa litt er Schiffbruch an der Küste von Cambodscha; er rettete sich durch Schwimmen, verlor Alles, was er besaß, nur sein Gedicht hielt er hoch aus den Wellen empor, und wollte sich nur mit dem Leben von demselben trennen. – Aber der neue Gouverneur starb bald, Camoens's Feinde erhoben wieder mächtig ihr Haupt, er wurde angeklagt, in's Gefängniß geworfen, und hier von hartherzigen Gläubigern lange festgehalten. Ein scherzhaftes Gedicht.an den Vicekönig de Rolondo befreite ihn; aber Indiens paradiesischer Himmel wurde durch diese endlose Reihe von Mißgeschicken für ihn zur Hölle. Er sehnte sich nach Europa. Seine Freunde schossen Geld zusammen, und er landete 1569 im Tajo, arm wie ein Bettler; doch nicht ohne alle Hoffnungen. Er hatte nichts mitgebracht als sein Gedicht und einen treuen Sklaven. – Der junge König Sebastian hatte den Thron bestiegen, interessirte sich für den Dichter, nahm die Dedication der Lusiade an, und gab ihm eine jährliche Pension von – 25 Thalern. – Aber auch dieses ärmliche Glück dauerte nicht lange. Der heldenmüthige Sebastian, der später für den Dichter vielleicht mehr gethan hätte, fiel in der Schlacht bei Alcazar – die königliche Familie erlosch, Portugal verlor seine Unabhängigkeit. Camoens versank jetzt in die bitterste Armuth; noch hatte sein erhabenes Gedicht nicht die Herzen seiner Nation durchwärmt, noch verstand man den größten Dichter des Vaterlandes nicht. Der treue Sklave, welchen Camoens aus Indien mitgebracht, mußte des Nachts in den Straßen von Lissabon betteln, um seines Herrn Leben zu fristen. Noth, Gram, Körperschwäche warfen Camoens auf das Krankenlager; er suchte Zuflucht im öffentlichen Hospitale und athmete hier 1579 seine große Seele aus. – Die Lusiade ist ein Werk von unvergänglichem Ruhme, das von der reichsten Einbildungskraft zeugt. Der Glanz des Vaterlandes, die Liebe zu demselben durchweht sie wie eine heilige Glut, die Sprache ist bewundernswürdig, herrlich, erhaben, kraftvoll, melodisch, an allen Reizen reich. 16 Jahre nach seinem Tode setzte ihm Gonsalo Coutriche ein prachtvolles Denkmal, mit der Inschrift: »Er lebte arm und elend und starb auch so.« – Sein Werk ist später Gemeingut der Nation geworden und ist es bis jetzt geblieben. – Wir haben zwei deutsche Uebersetzungen davon; die eine von Winkler und Kuhn, die andere von Donner, welche größtentheils gelungen sind. –

–n.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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