Moldau und Wallachei

Moldau und Wallachei

Moldau und Wallachei, zwei Fürstenthümer unter türkischer Oberherrschaft, zwischen Oestreich, Rußland und der Türkei gelegen, von 1700 Quadrat M. Flächenraum, mit 1,600,000 Ew., eben, fruchtbar, reich an Naturprodukten; der Himmel mild, aber die Kultur vernachlässigt. Die Bewohner sind Wallachen, Bulgaren und Zigeuner, stehen auf der niedrigsten Stufe der Bildung und kennen keine andere Seligkeit, als Musik und Trunkenheit. Die Bojaren, Edelleute, besitzen das Land und einige Kultur, die sich jedoch nur im orientalisch-russ. Luxus zeigt. Die Hospodaren sind die Statthalter der Türken. – An Industrie ist fast nicht zu denken; was man zum bequemen Leben braucht, muß eingeführt werden, dafür gibt man nur rohe Produkte. Der überschwänglich reiche Boden liefert Obst (man findet ganze Kirschen-, Pflaumen- und Apfelwälder), Getreide, Gartenfrüchte, Gewürze, herrlichen Wein, saftreiche Melonen. Treffliches Schiffsbauholz, Honig und Wildpret in Menge liefern die schönen Wälder; auf den endlosen Triften weiden zahllose Heerden von Schafen, Rindern, Pferden, Ziegen, die unter dem milden Himmelsstriche fast gar keiner Pflege bedürfen. Aller Reichthum, aller Handel ist in den Händen der Bojaren, oder der griech. und armenischen Kaufleute und der Grundpächter. Das Volk, obschon tief erniedrigt, ist doch gelehrig, von Gestalt schlank, edel gebaut, feurig, schön gefärbt. Die Frauen der vornehmeren Klassen (zuweilen von deutschen Hofmeistern gebildet) sind äußerst reizend. Für Wissenschaft und Kunst geschieht nichts; Schulen gibt es nur wenige; die Geistlichen selbst sind ungebilde und unwissend. In neuerer Zeit scheinen die deutsche Kolonie zu Bukarest und die dortigen Handelsconsuln einigen Einfluß auf die Veredlung der Geselligkeit gewonnen zu haben. – Die Hauptstadt der Moldau ist Jassy (s. d.), jene der Wallachei Bukarest. Letztere hatte ehedem 60,000 Ew. Pest, Cholera und Krieg ließen diese Anzahl auf 45,000 herabschmelzen. Die Lage ist sehr angenehm; die Häuser sind schlecht, die Paläste weitläufig und aus Steinen gebaut, und nur die Metropolitan-Kirche und der Palast des Erzbischofs zeichnen sich aus. B. hat außerdem 60 griech. Kirchen und 20 Klöster.

4.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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