Maria von Medicis

Maria von Medicis

Maria von Medicis, die Tochter Franz II. von Medicis, Großherzogs von Toscana und Anna's von Oestreich, geb. den 26. April 1573, eine Frau, die in der Geschichte eine so große Rolle gespielt hat, über deren frühe Jugend uns die Schriftsteller aber nichts aufgezeichnet haben, als daß die Jungfrau schön und geistreich gewesen sei, war bereits 27 Jahre alt, als sie unter den vielen Bewerbern um ihre Hand, Heinrich IV. von Frankreich den Vorzug gab. Die Vermählung wurde im Jahr 1600 mit großen Feierlichkeiten vollzogen, allein diese Ehe, obschon von 2 Söhnen und 3 Töchtern gesegnet, war nichts weniger als glücklich. Heinrich's Neigung für das Fräulein von Entragues, besonders für die Frau von Verneuil und andere Damen des Hofes, gaben zu den heftigsten Reibungen Anlaß, in denen Maria nicht immer ihre Würde zu behaupten wußte, und den ohnehin schwer zu fesselnden König, nur noch mehr von sich entfernte. So vergingen 10 Jahre, von denen sich nichts Besonderes sagen läßt, auch scheint Maria keinen Antheil an den Regierungsgeschäften genommen zu haben, bis 1610 der König den schon lange gehegten Plan, das Haus Oestreich zu demüthigen, auszuführen beschloß. Er selbst wollte sich an die Spitze seiner Truppen stellen, und ernannte deßhalb in seiner Abwesenheit seine Gemahlin zur Regentin. Noch war der Hof mit den glänzenden Festen beschäftigt, die man zur Feier von Maria's Krönung veranstaltet hatte, als der Dolch Ravaillacs Heinrich's Leben endete, und Maria sich plötzlich zu einem größeren Wirkungskreise berufen sah. So groß auch ihr Schmerz war, eilte sie doch, sich vor der Ankunft der Prinzen des Hauses, zur Regentin, während der Minderjährigkeit ihres ältesten Sohnes, Ludwig's XIII., erklären zu lassen, was ihr auch gelang. Maria, die nicht gern einen andern Willen anerkannte, als den ihrigen, genoß dieses Vorzuges in seinem ganzen Umfange. Gleich im Anfange ihrer Regierung wich sie von Heinrich's Staatsgrundsätzen ab, schloß mit Spanien enge Freundschaft, verabredete eine Doppelheirath, zwischen dem jungen König und der spanischen Prinzessin Maria Anna, dann zwischen des Königs Schwester Elisabeth und dem Prinzen von Asturien; verabschiedete den großen Sully und ließ sich ganz von spanischen und italienischen Günstlingen leiten. Unter denselben war Concino Concini, nachmals Marschall d'Ancre, und dessen Gattin, Maria's Milchschwester, der einflußreichste. Ungern ertrugen die Großen dessen Gewalt, Empörungen und Bürgerkriege zerrütteten das Reich, die Protestanten erfuhren vielfache Bedrückungen, und selbst die Katholiken wurden entrüstet durch die Unordnung in der Verwaltung, durch die leichtsinnige Vergeudung der von Heinrich gesammelten Schätze und durch die wechselnden Hoflaunen. Die nächsten Umgebungen der Regentin und sie selbst beschäftigten sich mit kleinlichen Intriguen und verloren darüber das Wichtigere aus dem Auge, und man kann wohl sagen, daß M. den verschiedenartigen Interessen, welche sich feindselig gegenüber standen, nicht gewachsen war. Aufgemuntert durch die Schwäche des Hofes rüsteten sich die Parteien zu erneutem Kampfe, in dem der Graf von Soissons eine große Rolle spielte. Die Volljährigkeits-Erklärung des jungen Königs 1613 änderte nichts, denn noch zehn Jahre dauerte die Herrschaft der Mutter. Der Graf von Soissons starb, allein der Prinz von Condé, der Herzog von Epernon, die Herren von Guise, von Montmorency und mehrere andere traten an die Spitze der Mißvergnügten, Maria wurde gezwungen die Stände zu versammeln, wußte es aber auch durch ihre Intriguen dahin zu bringen, daß dieselben wieder aufgelöst wurden. Die rebellischen Großen zu beruhigen, gab man ihnen Statthalterschaften, bewilligte den Hugenotten große Vortheile, allein die Umtriebe Condé's dauerten fort, und Maria ließ diesen endlich in die Bastille gefangen setzen. Doch auch Ludwig war seiner Abhängigkeit müde, forderte Selbstständigkeit und errang sie mit Gewalt, da sie ihm die Mutter verweigerte. Am 24. April 1617 wurde der Marschall d'Ancre mit Wissen des Königs ermordet, und seine Gattin, weil sie das Herz der Königin mit Zauberkünsten bestrickt haben sollte, hingerichtet. Vergebens waren Maria's Bemühungen, Zutritt bei ihrem Sohne zu erhalten, sie wurde in ihren Gemächern gefangen gehalten und erhielt endlich die Erlaubniß, sich nach Blois zurück zu ziehen, wohin ihr der Haß aller Parteien und des Volkes folgte. Inzwischen blieb Maria in ihrem Exile nicht unthätig; sie suchte aus der Unzufriedenheit, die sich bald im Volke kund gab, Vortheil zu ziehen, gewann die Mißvergnügten durch Versprechungen und floh durch die Vermittelung des Herzogs von Epernon in der Nacht des 21. Februar 1619 von Blois nach Angoulème. Schon wollte der König mit den Waffen in der Hand seiner Mutter entgegen ziehen, als der Bischof von Luçon eine Aussöhnung bewirkte. Die Freude der Königin Mutter war so groß, daß sie laut sagte: sie wünsche keinen andern Sicherheitsplatz, als das Herz ihres Sohnes. Aber die Ruhe dauerte nur kurze Zeit, Maria sah sich in ihren Erwartungen getäuscht, entzündete den Krieg von Neuem, mußte jedoch die Waffen niederlegen. Da starb 1621 ihr Feind, der Günstling Ludwig's, de Luines, und noch einmal sah sich Maria an der Spitze des Staatsrathes. Sie benahm sich Anfangs mit eben so viel Klugheit als Mäßigung, und schien einzig mit dem Wohle des Landes beschäftigt zu sein, gab aber im Geheimen nie die Hoffnung auf, ihre frühere Herrschaft über Ludwig XIII. wieder zu erringen. Um ihr Ansehen zu befestigen, führte sie ihren Günstling Richelieu, der durch ihre Verwendung den Kardinalshut erhalten hatte, in den Staatsrath ein, nicht ahnend, daß derselbe ihr gefährlichster Feind werden würde. Denn kaum hatte dieser das Zutrauen des jungen Monarchen errungen, als er seiner Wohlthäterin empfinden ließ, daß er nicht mehr von ihr abhängig sei. Die beleidigte Maria suchte jetzt den Undankbaren mit demselben Eifer zu stürzen, als sie ihn erhoben hatte, und während Ludwig zu Lyon gefährlich krank lag, entriß sie ihm das Versprechen, Richelieu zu entfernen. Nach seiner Genesung suchte der König seine Mutter mit dem Minister zu versöhnen, doch vergeblich. Es begann nun zwischen beiden ein hartnäckiger Kampf um die Herrschaft, der damit endete, daß Maria 1631 nach dem Schlosse Compiègue verwiesen ward, alle ihre Anhänger aber verbannt oder in die Bastille gesetzt wurden. Sie fühlte bald, daß sie hier wie früher in Blois als Gefangene lebte, und entzog sich nochmals durch die Flucht den Händen ihrer Feinde; ging nach Brüssel, forderte von dort vom Parlamente Gerechtigkeit, suchte aber auch zugleich an fremden Höfen Bündnisse gegen Frankreich zu schließen. Allein alle Bemühungen blieben vergeblich und Maria starb den 3. Juli 1642 in Köln, heimathlos und in großer Dürftigkeit. Mit einer unbegrenzten Leidenschaftlichkeit verband Maria alle Schwachen des Weibes. Die Fehler, welche sie sowohl in der Verwaltung, als in ihrem übrigen Betragen beging, geben uns den sichersten Beweis, daß sie keine jener Eigenschaften besaß, die ihren ungemessenen Ehrgeiz zu rechtfertigen im Stande wären, und ihr ganzes Leben zeigt uns, wie gefährlich es sei, Andere beherrschen zu wollen, wenn man seiner selbst nicht mächtig ist. Sie war ehrgeizig aus Eitelkeit, vertrauend aus Mangel an Einsicht, rachsüchtig aus Eigensinn, und geizte mehr nach Ansehen, als nach Macht. Paris verdankt ihr das prächtige Palais Luxembourg, schöne Wasserleitungen und den öffentlichen Spaziergang Cours la Reine.

E. v. E.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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